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Aktuelle Lehrveranstaltungen

Lehrveranstaltungen im Sommersemester 2025

Im Sommersemester 2025 biete ich folgende Veranstaltungen an:

1. Kultur, Behinderung und psychische Erkrankung. Donnerstags, 14.15 bis 15.45 Uhr, Raum 8A/002, ab 10.04.2025

Dass es eine kulturelle Dimension von Behinderungen und psychischen Erkrankungen gibt, ist in der Soziologie sowie den sogenannten Disability Studies eine mittlerweile ebenso selbst- wie teilweise missverständliche Erkenntnis. Was damit genau gemeint ist, hängt natürlich davon ab, was man überhaupt unter "Kultur" versteht. Wir werden uns - ausgehend vom aktuellen Diskussionsstand in Soziologie und den Disability Studies - mit verschiedenen Varianten von Kulturkonzepten befassen und ihre Implikationen für das Verständnis von Behinderungen und psychischen Erkrankungen diskutieren. Dabei geht es sowohl um deren soziokulturellen Charakter als auch - exemplarisch - um kulturelle Produktionen und Potentiale betroffener Menschen.     

Eine benotete Leistung wird über die Ausarbeitung einer Präsentation (Beitrag zum Seminar) erworben.

 

2. Inklusion im Spannungsfeld von Menschenrechten, Sozial- und Schulrecht. Donnerstags, 16.15 -17.45 Uhr, Raum 8A/002, ab 10.04.2025

In dem Seminar geht es darum eine soziologische Perspektive auf die Chancen und Grenzen von Menschenrechten kennen zu lernen und zu verstehen, dass Menschenrechte nur dann wirksam Inklusion von Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen ermöglichen, wenn sie in tragfähigen (sozial)rechtlichen, sozialpolitischen und institutionellen Strukturen konkretisiert werden. Menschenrechte sind nicht etwa wie allgemein angenommen besonders verbindliche und in ihren Geltungsansprüche klar definierte Rechtsnormen, sondern im Gegenteil deutungsoffen, in ihrer Bindungswirkung und ihren Geltungseffekten konkretisierungsbedürftig, unsicher, labil, widersprüchlich und verletzlich. Ein gutes Beispiel dafür ist die sogenannte UNBRK (VNBRK), die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen, die in der Sonderpädagogik nach wie vor eine große Rolle spielt, aber in Pädagogik und Politik sehr oft mit illusionären Erwartungen überfrachtet wurde und wird.

Wir werden uns in dem Seminar zunächst mit der wichtigen Rolle von Menschen- und Grundrechten für das (Selbst-)Verständnis moderner differenzierter Gesellschaften beschäftigen und herausarbeiten, warum das etwas mit Inklusion zu tun hat. Am Beispiel des Problems der Inklusion von Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen sollen Widersprüche,  Paradoxien und aktuelle Probleme der "Anwendung" von Menschenrechten im Spannungsfeld von Grundgesetz, Sozial- und Schulrecht in der Bundesrepublik Deutschland heraus gearbeitet werden. Dass zur Zeit in Sachen "Inklusion" eine gewisse Ernüchterung bzw. Enttäuschung über die geringen Fortschritte eingetreten ist, hat sehr viel mit den angesprochenen Illusionen über die Reichweite und Wirksamkeit von Menschenrechten zu tun. Im Seminar werden wir auch darüber diskutieren, was an deren Stelle treten müsste, um wirkungsvollere Formen von Inklusion zu entwickeln. 

Eine benotete Leistung kann über die Ausarbeitung einer Präsentation (Beitrag zum Seminar) oder eine Hausarbeit erworben werden.

 

3. Sozialleistungsrecht und Finanzierung sozialer Arbeit für Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen - aktuelle Entwicklungen und Probleme. Freitags, 10.15-11.45 Uhr, Raum 8A/003, ab 11.04.2025

Ohne den Sozialstaat und seine Sozialleistungen wäre professionelle soziale Arbeit in sonderpädagogischen Handlungsfeldern (Frühförderung, Schule, Kulturarbeit, Freizeit, Wohnen, Arbeiten) nicht möglich. Die Finanzierung über solche Sozialleistungen stellt die wichtigste Finanzierungsquelle sozialer Arbeit dar. In dem Seminar geht es einerseits um die Erarbeitung eines differenzierten aktuellen Überblicks als auch um die Analyse von typischen Dysfunktionen dieses komplexen "gegliederten" Systems. Beispiele für solche Dysfunktionen sind: Komplexleistungsproblematik im Bereich der interdisziplinären Frühförderung oder der beruflichen Integration (Integrationsfachdienste), die Problematik sogenannter Schulbegleitungen (Schulassistenzen), Hilfeplanung und Zielvereinbarungsbürokratie (Kontraktmanagement) in der Eingliederungshilfe, Pseudomarkt-Prinzipien der Hilfeerbringung (Persönliche Budgets), Unübersichtlichkeit der Beratungslandschaft und Zuständigkeiten u.a..     

Eine benotete Leistung wird über die Ausarbeitung einer Präsentation (Beitrag zum Seminar) erworben

 

4. Methodenwerkstatt II: Qualitative Methoden.  Freitags 12.15 Uhr bis 14.30 Uhr,  Raum 8A/003, ab 11.04.2025 (Vorbesprechung)

Etwas über (sonder-) pädagogische Praxis oder Lebenswelten von Schüler*innen, Klient*innen und die sie betreuenden Profis lernen - statt mit Theorie und Literaturrecherchen mal mit eigener Feldforschung? Mit den Leuten sprechen statt über sie? Interviews, Befragungen mit Fragebögen, teilnehmende Beobachtung? Das ist meistens eine gute Idee! Aber wie geht man dabei vor, von der ersten Idee bis zur sorgfältigen Analyse des dabei gewonnenen Materials?

Das Problem ist, dass man Methoden qualitativer und quantitativer Sozialforschung ebenso wenig nach Handbuch erlernen kann wie Autofahren, Fliesenlegen oder Trompete spielen. Die Methodenwerkstätten, von Peter Jauch und Jörg Michael Kastl durchgeführt, sollen gemeinsames „Learning by Doing” aller Teilnehmer*innen ermöglichen – an konkreten Forschungsproblemen und „Datenmaterial” aller Art (z.B. Daten aus Fragebogen-Befragungen, Interviews, teilnehmenden Beobachtungen, Akten und anderen Dokumenten).

Sie richten sich an alle, die etwas über Forschungsmethoden lernen und/oder in eigenen Studienprojekten, Masterarbeiten oder für ihre Dissertation forschen und sich darüber mit anderen austauschen wollen. Es werden zwei Methodenwerkstätten angeboten:

  • Peter Jauch übernimmt die Werkstatt mit Schwerpunkt auf quantitativen Methoden (z. B. standardisierte Beobachtungen, Befragungen mit Fragebögen, Evaluationen, statistische Auswertungen mit SPSS u.a.);
  • Jörg Michael Kastl übernimmt die Werkstatt mit Schwerpunkt auf qualitativen Methoden (z.B. narrative Interviews, Auswertungen mit objektiver Hermeneutik/Grounded Theory).

Denkbar sind – je nach den Interessen der Teilnehmer*innen - auch phasenweise Kooperationen der beiden Werkstätten/ein Wechsel zwischen beiden Veranstaltungen.

Es können alle Studierenden und Promovierenden, die in irgendeiner Form empirisch arbeiten oder dies vorhaben, ihre Überlegungen, Probleme, Ideen, Forschungsinstrumente, Daten einbringen - zum Beispiel bei kleinen und großen Projekten während des Studiums, im Zusammenhang mit Masterarbeiten, Dissertationsprojekten. Es spielt dabei keine Rolle, in welchem Stadium der Überlegungen Sie sind. Die Veranstaltung lebt von der Diskussion in der Gruppe, wir legen großen Wert auf die Diskussion von allen mit allen. Ausgangspunkt sind stets die sich konkret stellenden Forschungsprobleme.

Die Werkstätten sind offen für alle Studierende der Fakultät für Teilhabewissenschaften und der Pädagogischen Hochschule insgesamt, die etwas über Methoden lernen wollen. Für Studierende, die von  Peter Jauch oder/und Jörg Michael Kastl bei Abschluss- oder Projektarbeiten mit empirischen Anteilen betreut werden, ist ein Besuch verbindlich.

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