Ende Juni fanden unsere aktuellen Netzwerktreffen im Gebäude 11 der PH und in der Gemeinschaftsschule Ludwigsburg statt. Unter Leitung des langjährigen Schulleiters, Naturwissenschaftlers und iföb-Projektmitarbeiters Rainer Appenzeller standen neben dem Kooperationsgedanken die wichtigsten neurowissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten 15 Jahre und ihre Auswirkungen auf Schule und Unterricht im Vordergrund. Neurowissenschaftlich geht es u.a. darum, das „Lernen“ an der Zunahme der Gehirnmasse sichtbar zu machen (z.B. durch MRT). Ziel der unterrichtlichen Interventionen ist die Förderung der exekutiven Funktionen. Damit sind die geistigen Funktionen gemeint, mit denen Menschen ihr eigenes Verhalten unter Berücksichtigung der Bedingungen ihrer Umwelt steuern. Sie dienen dazu, das eigene Handeln möglichst optimal an eine Situation anzupassen, um ein möglichst günstiges Verhaltensergebnis zu erzielen. Dieses Bündel von Fähigkeiten wird auch als „kognitive Kontrolle“ bezeichnet.
Dabei spielt das Mentale Aktivierungstraining (MAT) eine große Rolle, d.h. sowohl die Vermittlung kognitiver Inhalte als auch die ebenso wichtigen Bewegungseinheiten machen den Unterricht effektiver und nachhaltiger, wobei auch die soziale Kompetenz besonders gefördert wird. Im Kern geht es darum, dass die Lernenden neue Nervenzellen bilden und die Vernetzung der Synapsen angeregt wird, um die exekutiven Funktionen zu stärken.
In unseren Schulen, so Appenzeller, fehle es zu häufig an Bewegung, Motivation und an spielerischen Konzepten. Arbeiteten Lehrkräfte hingegen auf Grundlage der neurowissenschaftlichen Erkenntnisse, würde gleichzeitig die Ausschüttung von Oxytocin positiv beeinflusst. Soziale Interaktionen, u.a. auch ganz allgemein das soziale Miteinander, würden gefördert. Es werde über Nervenzellfortsätze, die Axone, zur Hypophyse (Hirnanhangdrüse) transportiert, zwischengespeichert und bei Bedarf ausgeschüttet. Bei positiven Interaktionen mit anderen Menschen stärke es die Bindung, helfe Vertrauen aufzubauen und Stress und Angst abzubauen, dämpfe Aggressionen und mache Menschen empathisch. Im Unterricht, so Appenzeller, sei dies für die Beziehungsarbeit zwischen Lehrenden und Lernenden, aber auch zwischen den Lernenden untereinander von großer Bedeutung.
Es wurden dann aus der Sicht des Vortragenden die Anforderungen an Unterricht in der „New School“ vorgestellt und darauf hingewiesen, dass sich interessierte Lehrkräfte der Netzwerkschulen gemeinsam mit den Studierenden zum GRENZEN(und...)LOS-Jugendcoach® ausbilden lassen können.
Diese Ausbildung wird von der Abteilung Wirtschaftswissenschaften bereits seit 2017 angeboten und erfolgt in vier Modulen, beginnend immer im Wintersemester mit zwei Modulen für Bachelorstudierende und abschließend im Sommersemester mit zwei Modulen für Masterstudierende.
Vorteile für die Schulen:
Sie erhalten kostenfreien Zugang zu für sie interessanten Vortragsreihen, z.B. zu unseren Ringvorlesungen und Lehrerfortbildungen, werden regelmäßig über praxisrelevante Forschungsprojekte des Instituts informiert und können sich zum Jugendcoach qualifizieren lassen. Sie sind dann in der Lage, in ihren Einrichtungen Selbstsicherheitstrainings für Mädchen und Kompetenztrainings für Jungen durchzuführen.
Nutzen für das Institut für ökonomische Bildung:
Wir erhalten eine Rückmeldung über die Umsetzung des Faches Wirtschaft/ WBS an den Schulen, zu bestehenden Problemen und zum Umgang mit den Schülerinnen und Schülern in den (inklusiven) Klassen. Wir erhalten ggf. eine Rückmeldung über den Erfolg der Förderung der exekutiven Funktionen in den Klassen durch unser Unterrichtskonzept.
Einige Studierende konnten die Durchführung eines solchen Trainings an der Realschule Stuttgart-Feuerbach direkt miterleben und in Teilbereichen selbst ausprobieren. Wir freuen uns über weitere Interessierte Lehrkräfte und Schulen, die sich bei Interesse sehr gerne an unser Sekretariat oder direkt an Rainer Appenzeller wenden können.