Brecht schrieb die Gedichte dieser Sammlung in der Zeit von 1916 bis 1925. Der Titel Hauspostille ist eine parodistische Anspielung auf Predigtsammlungen allgemein, insbesondere die gleichnamige Predigtsammlung von Martin Luther aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Die Sammlung wurde 1926 unter dem Titel Taschenpostille als Privatdruck in 25 Exemplaren beim Gustav Kiepenheuer Verlag erstmals publiziert. Brecht hat die Auswahl mehrfach neu geordnet, zuletzt 1956.
"Abends bekomme ich die Hauspostille wieder in die Hand. Hier erreicht die Literatur jenen Grad der Entmenschlichung, den Marx beim Proletariat sieht und zugleich die Ausweglosigkeit, die ihm Hoffnung einflößt. Der Großteil der Gedichte handelt von Untergang und die Poesie folgt der zugrundegehenden Gesellschaft auf den Grund. Die Schönheit etabliert sich auf Wracks, die Fetzen werden delikat. Das Erhabene wälzt sich im Staub, die Sinnlosigkeit wird als Befreierin begrüßt. Der Dichter solidarisiert nicht einmal mehr mit sich selbst. Risus mortis. Aber kraftlos ist das nicht." (Brecht im Journal 1940)
Das Trio Schau, Weigle, Gans hat eine Auswahl von Texten aus der Hauspostille und deren Umfeld für die Bühne arrangiert.