Zum Seiteninhalt springen

Boden

Von Carl-Lewis Strebost

Wie auch im letzten Jahr hatte ich die Möglichkeit mit einigen Student:innen das Thema „Boden“ näher zu beleuchten.
Anhand der Gruppengröße vom vorherigen Jahr entschied ich mich nun dafür, dass sich die Student:innen in drei Gruppen zusammenfinden sollten, um die Aufgaben zu bearbeiten.

Als Einführung sprach ich über die Wichtigkeit, mit Kindern nicht nur in die Natur zu gehen, sondern auch zu versuchen, ihnen einen naturwissenschaftlichen Zugang – im Sinne beispielsweise Potthoffs (2016) zu ermöglichen. Da niemand von uns NaturwissenschaftlerIn ist, versuchte ich zusammen mit den Studierenden über bereits gemachte Vorerfahrungen einen solchen Zugang zur Naturwissenschaft zu finden. Dabei spielten verschiedene frühere Angebote in den Einrichtungen eine Rolle als Hintergrund, um sich den folgenden Aufgaben anzunähern.

Aufgabenstellungen

Gruppe 1: Den Untergrund, auf dem wir stehen, erkunden
Wahrzunehmen war der Boden auf dem Außengelände der PH mit möglichst allen Sinnen. Im Austausch mit den Teilnehmern der Gruppe sollten Erfahrungen geteilt, sowie überlegt werden, wie sich die Wahrnehmungen der einzelnen Teilnehmer am besten versprachlichen lassen, um im Anschluss daran, über die Erlebnisse und gemachten Erfahrungen zu sprechen.

Gruppe 2: Bodenaufbau im Glas
Zu bauen waren die Schichten des Bodens (Oberboden, Unterboden, Ausgangsmaterial) in einem Glas. Die Studierenden konnten vom vorbereiteten Materialtisch verschiedene Materialien wie Gläser, Erde, Steine u.v.m. einsetzen. Auf Anfrage konnten auch weitere Materialien aus der Werkstatt verwendet werden.
Auch hier gab ich wieder den Impuls zum Zusammenschluss mit Gruppe 3 (Wald-, Wiesen-, und Ackerböden) zum Erkunden des Bodenaufbaus.
Zu präsentieren waren die Erkenntnisse und Ergebnisse vor den anderen Studierenden.

Gruppe 3: Erkunden von Wald-, Wiesen und Ackerböden
Bei dieser Aufgabe sollten die Gruppenmitglieder an mindestens drei verschiedene Orte
gehen. (Wald, Wiese, Acker).
Zu untersuchen waren die jeweiligen Orte zunächst nach Bewuchs, nach Bewurzelung und nach der Struktur des Bodens. Weiterhin sollte mithilfe des Erdbohrers möglichst tief ins Erdreich gebohrt und erkundet werden, wie der Boden aufgebaut ist. Im Anschluss sollten die verschiedenen Proben in die Gläser gefu?llt und beschriftet werden.
Material: Erdbohrer, Spaten, mehrere Probengläser mit Klebeetiketten (kleine Eimer,
Marmeladengläser, Pappteller), Edding und Stift.

Die Präsentation der Ergebnisse und Erkenntnisse folgten anschließend.

Forschungsprozess/Ablauf

Nachdem sich am zur Verfügung gestellten Material bedient wurde, verteilten sich die einzelnen Gruppen rundum die didaktische Villa und hielten sich während des ganzen Forschungsprozesses in der Nähe des Gebäudes auf, wobei sie hin und wieder den Forschungsort wechseln.
In Gruppe 1 zogen Studierende für die Erforschung die Schuhe aus, um Sinneserfahrungen barfuß zu machen, hoben Steine an, rochen an ihnen, sammelten unter anderem Geäst von verschiedenen Orten und betrachteten die Erde von nahem.
In Gruppe 2 wurde, anders als im vergangenen Jahr, nicht zuerst ein kurzer Austausch mit Gruppe 3 vorgenommen. Stattdessen wurden sich vorerst selbst Gedanken um die Zusammensetzung der einzelnen Erdschichten gemacht. Dabei wurden Vorkenntnisse
miteinbezogen. Im weiteren Verlauf fand ein Austausch statt, in den auch Erfahrungen anderer Gruppenmitglieder einbezogen wurden. Während des Forschungsprozesses, versuchte sich Gruppe 2 am Bohrer, um sich anhand der Erdschichten eine Vorstellung zu machen, wie diese nachgestellt werden könnten.
In Gruppe 3 wurde von den Fragestellungen geleitet: Welche Erkenntnisse gewinnt man,
wenn einzelne Erdschichten von unterschiedlichen Bohrorten auf verschiedenen Tellern platziert werden und betrachtet werden? Können die Studierenden Aussagen zu dem Aussehen der unterschiedlichen Schichten treffen? Ist die Anzahl der Schichten an allen Fundorten gleich?
An mehreren Stellen wurde gebohrt und Erd- sowie Gräserproben genommen.
Hauptsächlich wurde dafür der Erdbohrer verwendet, um die Erdschichten auf einen Blick
erkennen zu können. Diese wurden dann auf Papptellern gesammelt und beschriftet.
Im Anschluss an den Forschungsteil bat ich die Gruppen nacheinander die Ergebnisse
vorzutragen.

Ergebnisse

Gruppe 1 berichtete von einer erneuten bewussten Auseinandersetzung mit dem Boden unter den Füßen und teilten ihre Erfahrungen, bei der sie auch von dem Verlernen von bewusster Wahrnehmung von Sinneseindrücken, die mit zunehmendem Alter aufträte, sprachen. Sie berichtete außerdem von dem Problem, gemachte Erfahrungen in Worte zu fassen und Beschaffenheit sowie Geruch zu definieren.

Gruppe 2 kam zu der Erkenntnis, dass die verschiedenen Schichten des Bodens verschiedene Funktionen und Beschaffenheiten haben. Es wird vermutet, dass die verschiedenen Schichten Auskunft darüber geben, wie der Boden nach und nach entstanden ist. In Absprache mit den anderen Gruppen wurden die verschiedenen Bodenhorizonte richtig angeordnet. Dabei wurden zwei verschiedene Gläser mit verschiedenen Ergebnissen präsentiert: Fundort 1: 3 Erdschichten, die relativ nah beieinander lagen. Glas vom Fundort 2: 4-5 verschiedene Erdschichten, die zum Teil anorganische Elemente wie Sand und Stein beinhalteten.

Gruppe 3 zeigte Probenmaterial auf beschrifteten Papptellern, dass darauf hinwies, dass auch hier die Bodenhorizonte und Bestandteile an den verschiedenen Orten nicht gleich sind und dass sie unterschiedliche Eigenschaften haben. Böden bestehen aus mehreren Bestandteilen mit unterschiedlichen Konsistenzen, die mal weicher und mal härter, nasser aber auch trockener sein können. Es wurden Vermutungen angestellt, warum dies der Fall ist. Nach der Besprechung der Ergebnisse, gingen wir in eine Diskussion über die Gestaltung einer Lernsituation für Kinder von 3-6 mit dem Bohrer.
Dabei wurde gemutmaßt, dass Kinder sich in diesem Alter wahrscheinlich vermehrt auf die Handlung des Bohrens und weniger auf die Anordnung und Entstehung der Bodenhorizonte konzentriert.

 

 

Literatur
Potthoff, Bernhardt (2016): ‚Buddeln, Bohren und Beobachten‘. Angeleitete Zugänge von Kindern zur Geologie. In: Lena Kraska/Gerold Scholz/Ulrich Wehner (Hrsg.): Umgangsweisen mit Natur(en) in der Frühen Bildung II. www.widerstreit-sachunterricht.de Beiheft 11, S. 111-126