Aus Färberpflanzen Naturfarben zugewinnen war früher eine gängige Methode. Dazu wurden ‚Färbergärten' angelegt, die speziell auf die Farbherstellung ausgerichtet waren. Aufgrund der stets populärer werdenden industriellen Herstellung von Farbe sind Naturfarben und ihre Gewinnung immer weiter in Vergessenheit geraten.
Das Wieder-Aufmerksam-Machen der sehr alten Herstellungsweise von Naturfarben mit Färberpflanzen stand im Zentrum des Tutorials, ebenso wie die anschließende Nutzung der eigenen gewonnenen Naturfarben.
Dazu sammelte eine Gruppe von 12 Studierenden Blüten und Blätter aus dem hinter der didaktischen Villa angelegten kleinen Färbergarten. Neben frischem Lavendel, Kornblumen, Brombeeren und Brennnessel standen in der Werkstatt Sachlernen auch getrocknete Rosenblätter sowie frischer Spinat und Rotkohl bereit.
Es galt zunächst, die frischen und getrockneten Pflanzen klein zu schneiden und anschließend in Mörsern zu zerreiben. Das war recht mühsam und kräfteraubend und verlangte den Studierenden Zeit und Geduld ab. Durch die Zugabe von Wasser mit Hilfe von Pipetten entstanden anschließend pastose Massen, die dann in Baumwollstoffstücke gegeben und ausgepresst wurden. Die derart herausgepresste gefärbte Flüssigkeit aus den Pflanzen wurde in flachen Tellern aufgefangen und es entstanden ‚Farbtinten'.
Die Farbtinten wurden direkt auf Papier aufgetragen, die unterschiedlichen Farben beschrieben und miteinander verglichen: Es gab ein Farbspektrum von Grün bis Lila. Die gewonnene Farbvielfalt wurde dann über das Ändern des pH-Wertes durch die Zugabe von Natron, Zitronensaft oder Alaun erweitert, sodass sich beispielsweise das knallige Rot, das aus dem Rotkohl gewonnen wurde, in ein kräftigeres Lila oder ein helleres Rosa verfärbte.
Damit hatten die Studierenden nicht gerechnet, hielten abschließend die unterschiedlichen Farbtiefen auf Papier fest und legten Farbpaletten zu den einzelnen Pflanzenfarben an, die erneut miteinander verglichen wurden.