Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) wie Apps, (mobile) Webseiten oder auch Social Media fungieren heutzutage als zentraler strategischer Faktor für das Marketing und die Vermittlung kulturtouristischer Angebote. Dennoch werden IKT insbesondere von den Kultureinrichtungen im ländlichen Raum noch kaum touristisch eingesetzt. Hierfür werden in der Tourismus- und Kulturtourismusforschung verschiedene Gründe aufgeführt. Diesen Studien fehlt jedoch bisher die Einbettung in einen ressourcentheoretischen Kontext, welcher die bereits benannten Gründe bündelt und damit auch fundiert.
Diese Forschungslücke schließt eine in der Zeitschrift für Tourismuswissenschaft erschienene Studie von Sarah Schuhbauer M.A. und Prof. Dr. Andrea Hausmann. Ziel der Studie war es, die strategische Relevanz verschiedener Ressourcen für den touristischen Einsatz von IKT in Kultureinrichtungen im ländlichen Raum zu identifizieren.
Im Rahmen der Studie wurde aus bereits genutzten theoretischen Ansätzen ein eigenes System von Ressourcenkategorien abgeleitet. Mithilfe dessen wurde in einer qualitativen Untersuchung empirisch analysiert, welche Ressourcenausstattung notwendig ist, damit Kultureinrichtungen im ländlichen Raum IKT touristisch einsetzen. Hierfür wurden 30 Interviews mit verschiedenen Expertinnen und Experten in Deutschland geführt. Die Ergebnisse zeigen, dass nicht nur finanzielle und personelle Mittel, sondern auch das Wissen und die Fähigkeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie interorganisationale Möglichkeiten (etwa Netzwerke oder Kooperationen) wichtige Voraussetzungen darstellen. Umweltressourcen (darunter fehlendes WLan oder eine mangelhafte Netzabdeckung) kommt hingegen keine zentrale Bedeutung (mehr) zu. Eine Sonderrolle hat hier jedoch die Coronakrise eingenommen, die bei vielen Kultureinrichtungen für eine tiefergehende Beschäftigung mit den Möglichkeiten von IKT gesorgt und die Entwicklung neuer digitaler Angebote befördert hat.
Aus der Studie lassen sich Handlungsempfehlungen ableiten, die insbesondere von den Kultureinrichtungen selbst genutzt werden können, um IKT zukünftig effektiv und effizient einzusetzen. Dazu gehören die Entwicklung einer konzeptionellen digitalen Denkweise, die Ermöglichung und Inanspruchnahme zusätzlicher Qualifizierungen zum Thema der Digitalisierung sowie die Notwendigkeit proaktiver Vernetzung in der eigenen Region. Darüber hinaus sollte die Wirksamkeit von Technologien, die während Corona entstanden sind, überprüft werden, um die Ergebnisse für deren weitere Etablierung oder Neuentwicklung nutzen zu können. Zu guter Letzt erfahren durch die Ergebnisse auch andere kulturtouristische Entscheidungsträgerinnen und -träger, welche Art von Ressourcen (und damit auch Unterstützungen) die Kultureinrichtungen bei der Etablierung neuer IKT benötigen. Die kulturpolitische Ebene ist in der Pflicht, geeignete Austauschmöglichkeiten zu schaffen und die eigene Skepsis gegenüber dem Thema Digitalisierung abzulegen.
Schuhbauer, Sarah / Hausmann, Andrea (2022): Der touristische Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien in Kultureinrichtungen im ländlichen Raum: Eine interviewbasierte ressourcentheoretische Untersuchung. In: Zeitschrift für Tourismuswissenschaft, Band 14, Heft 2. https://doi.org/10.1515/tw-2022-0006