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Hochschulöffentlicher Vortrag: Projekt Kind: (Un-)Doing Gender, Autonomie und Well-Being. Zum Spannungsverhältnis elterlicher Erwartungen

1A.108, Institut für Sozialwissenschaften und die Abteilung Soziologie

Am Dienstag, den 25.06.2024, findet von 18.00-19.30 Uhr in Raum 1A.108 der Vortrag "Projekt Kind: (Un-)Doing Gender, Autonomie und Well-Being. Zum Spannungsverhältnis elterlicher Erwartungen" statt.

Projekt Kind: (Un-)Doing Gender, Autonomie und Well-Being. Zum Spannungsverhältnis elterlicher Erwartungen

Prof. Dr. Michael Meuser

Ein zentraler Befund der Forschung zur Modernisierung der Geschlechterverhältnisse ist eine Gleichzeitigkeit gegenläufiger gesellschaftlicher Entwicklungen. Diese sind von einem Spannungsverhältnis einer De-Institutionalisierung von Geschlecht einerseits und einem Bemühen um Wiedergewinnung eindeutiger Geschlechtergrenzen andererseits gekennzeichnet. Im Kontext elterlicher Erziehungsvorstellungen und -praxen zeigt sich dieses Spannungsverhältnis in einer Gleichzeitigkeit eines auf Auflösung der Geschlechtstypik orientierten Elternschaftsdiskurses und einer in tradierten geschlechtstypischen Mustern sich vollziehenden Kinderbetreuungspraxis. Vor dem Hintergrund eines Forschungsprojektes, das die Frage zum Gegenstand hat, welche Relevanz der Kategorie Geschlecht in den Erziehungsvorstellungen von Eltern zukommt, fokussiert der Vortrag auf Fälle, in denen Eltern den Anspruch einer geschlechtsuntypischen bzw. geschlechtsneutralen Erziehung (im Sinne eines redoing bzw. undoing gender) haben. Die Rekonstruktion dieser Fälle zeigt ein Spannungsverhältnis von drei Wertehorizonten: Neben dem im egalitären Geschlechterdiskurs verankerten Wertehorizont der Geschlechtsneutralität wird die elterliche Erziehungs- und Sozialisationspraxis von der im Kontext der Verhandlungsfamilie stehenden Maxime der Autonomie des Kindes und der Orientierung an einem „well-being“ des Kindes bestimmt.
Der Vortrag geht in einem exemplarischen Fallvergleich der Frage nach, wie und mit welchen diskursiven Strategien die Eltern das Spannungsverhältnis der drei Wertehorizonte zu bewältigen versuchen.

Notiz zur Person:
Dr. Michael Meuser ist Professor (i.R.) für die Soziologie der Geschlechterverhältnisse an der Technischen Universität Dortmund. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind die Soziologie der Männlichkeit, Wandel von Vaterschaft, Familien-, Wissens- und Körpersoziologie sowie die Methoden qualitativer Sozialforschung.

Der Vortrag ist hochschulöffentlich.