Repräsentationen von Tieren sowie des Verhältnisses von Tieren und Menschen sind fester Bestandteil medialer Alltags- und Lebenswelten, insbesondere auch von Kindern und Jugendlichen. In vielfältiger Weise werden hierbei gesellschaftliche Perspektiven auf vorherrschende Mensch-Tier-Verhältnisse bestätigt, verhärtet oder hervorgebracht – aber auch Räume für Gegenentwürfe eröffnet. Einerseits erwachsen hier Fragen zur (Re)Produktion von gesellschaftlichen Konstruktionen des Mensch-Tier-Verhältnisses, zu Mensch-Tier-Grenzen, zu kulturellen Praktiken im Horizont von Mensch-Tier-Verhältnissen sowie damit einhergehend zur Tierethik, zu den Machtverhältnissen zwischen Menschen und Tieren sowie Ausprägungen des Speziesismus etc. Diese Fragen stehen in Verbindung mit den Bedeutungen und Funktionen von Medien, Medientechnik und -angeboten sowie und deren Einbettung in soziale und kulturelle Praktiken. Andererseits bieten Medien die Möglichkeit einer kritischen Reflexion der gesellschaftlich vorherrschenden Konstruktionen des Mensch-Tier-Verhältnisses. Diese divergenten medialen Repräsentationen sind Bestandteil von Mediensozialisation und prägen als die Perspektiven von Kindern und Jugendlichen auf das Verhältnis von Menschen und Tieren.
Vor diesem Hintergrund fordern die Animal Studies dazu auf, sich mit der Bedeutung von Medien im Kontext der gesellschaftlichen Konstruktion von Mensch-Tier-Verhältnissen zu befassen – oft verbunden mit der Hoffnung nach einer Veränderung vorherrschender kultureller Perspektiven auf das Mensch-Tier-Verhältnis. Vor diesem Hintergrund besteht die Notwendigkeit, sich aus der Perspektive der Animal Studies heraus mit der Bedeutung von Medien im Kontext der gesellschaftlichen Konstruktion von Tier-Mensch-Verhältnissen zu befassen. Eine Möglichkeit zur kritisch-reflexiven Auseinandersetzung liegt in Bildungskontexten bzw. der Pädagogik. Zugleich sind Medienpädagogik und Medien- bzw. Fachdidaktiken selbst durch Impulse der Animal Studies herausgefordert, da sie ebenfalls Instanzen der Reproduktion vorherrschender Paradigmen des Mensch-Tier-Verhältnisses sind (u.a. durch anthropozentrische Grundannahmen). Systematische pädagogisch-didaktische Herangehensweisen gilt es in diesem Zusammenhang aber erst noch zu entwickeln. In diesem Zusammenhang rücken medienpädagogische und -didaktische Herangehensweisen in den Blick, welche im Besonderen die Möglichkeit haben, Analyse, Reflexion und Bearbeitung der medialen Phänomene und Praktiken rund um die vorherrschenden gesellschaftlichen Konstruktionen des Mensch-Tier-Verhältnisses in den Mittelpunkt des pädagogisch-didaktischen Handelns zu stellen.
Die Tagung möchte Perspektiven auf die vielfältigen medialen Repräsentationen von Tieren und Mensch-Tier-Verhältnissen sowie medialen Praktiken im Horizont von Mensch-Tier-Verhältnissen darlegen und pädagogisch-didaktische Perspektiven für die Auseinandersetzung mit diesen aufzeigen.
Organisatorisches
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos.
Wir bitten um Anmeldung bis 10.05.23 per E-Mail an christian.hoiss(at)lmu.de oder schluchter(at)ph-ludwigsburg.de
Bei dringlichen Fragen oder technischen Schwierigkeiten erhalten Sie Unterstützung unter christian.hoiss(at)lmu.de oder schluchter(at)ph-ludwigsburg.de
Programm
Donnerstag, 11. Mai 2023
09.15 | Virtuelles Ankommen |
09.30 | Christian Hoiß (Ludwig-Maximilians-Universität München)/ Jan-René Schluchter (Pädagogische Hochschule Ludwigsburg) Begrüßung und Impuls "Tiere - Medien - Bildung. Perspektiven der Animal Studies für Medien, Medienpädagogik und Mediendidaktik" |
10.00 | Helena Pedersen (Universität Göteborg) The pedagogical struggle over animal representations: Media narratives as animal politics |
11.30 | Pause |
11.45 | Sonja Schreiner (Universität Wien) (Un)gleiches Miteinander und (Artger)echtes Leben lehren - Workshop mit Best-Practice-Beispielen aus zwei Neuerscheinungen zu Human-Animal Studies im Unterricht |
12.45 | Mittagspause |
13.30 | Daniela Borowsky (freie Medienpädagogin) Repräsentationen von Tieren in digitalen Spielen |
14.15 | Fabian Mehmel (Universität Kassel) "Friends not Food" - Idyllik im digitalen Landwirtschaftsspiel "Story of Seasons" |
15.00 | Pause |
15.30 | Michael Reichelt (Martin-Luther-Universät Halle-Wittenberg) "Alle Tiere sind schon da?" - Tierische Botschafter*innen in Markennamen und -logos von Lehr- und Lernmanagementsystemen |
16.15 | Grit Alter (Pädagogische Hochschule Tirol) Deep Blue Something. Die (Miss)Repräsentation des Ökosystems Ozean und was wir bereits in der Primarstufe tun können |
17.00 | Klarissa Schröder (Pädagogische Hochschule Heidelberg)/ Elena Link (Marienschule-Nordschule Bonn) "In echt ist weniger Wiese!" - Zweiklässler*innen untersuchen die Darstellung des Schweins im Medium Bilderbuch |
17.45 | Verabschiedung/ Ende |
Freitag, 12. Mai 2023
09.00 | Virtuelles Ankommen |
09.15 | Jan-René Schluchter (Pädagogische Hochschule Ludwigsburg) Animal Studies, Medien und Bildung - Annäherungen |
10.00 | Julia Goldlust (Universität Hildesheim) Wenn Jäger sich einen Bären aufbinden - Didaktische Potenziale des Nachvollzugs von Tierperspektiven und ihrer filmästhetischen Gestaltung am Beispiel von "Der Bär" |
10.45 | Pause |
11.00 | Jana Mikota (Universität Siegen) Von (illegalen) Tierrettungen in Kinder- und Jugendliteratur und -medien |
11.45 | Ksenia Kuminykh (Georg-August-Universität Göttingen) "Mensch-Tier"-Dichotomie in der internationalen Jugendliteratur |
12.30 | Mittagspause |
13.15 | Bianca Schinabeck (Ludwig-Maximilians-Universität München)/ Michael Penzold (Ludwig-Maximilians-Universität München) Die Hyäne - Über ein sehr spezielles Tier in der afrikanischen Kinder- und Jugendliteratur |
14.00 | Susanne Lang (Hochschule Mannheim)/ Hannah Hummel (Hochschule Mannheim)/ Michelle Terschi (Hochschule Mannheim) Tier-Referenzen und -repräsentationen in digitalen Disclosure-Profilen von Betroffenen sexualisierter Gewalt in der Kindheit |
14.45 | Pause |
15.00 | Mariia Polishchuk (Ruhr-Universität Bochum) Eine Hundeleine als Interface? Von einem anthropozentrischen zu einem Multi-Species-Ansatz |
15.45 | Berbeli Wanning (Universität Siegen)/ Clara Wanning Die Seele des Westens zwischen Natur und Kultur - Empathiestrategien einer tierischen Transferfigur im Kinderfilm "Spirit, der wilde Mustang" |
16.30 | Christian Hoiß (Ludwig-Maximilians-Universität München)/ Jan-René Schluchter (Pädagogische Hochschule Ludwigsburg) Abschluss und Perspektiven "Tiere - Medien - Bildung. Perspektiven der Animal Studies für Medien, Medienpädagogik und Mediendidaktik" |
17.15 | Verabschiedung/ Ende |