In der Längsschnittstudie wurde untersucht, inwieweit bereits frühzeitig der Erwerb von Schriftsprache und Rechenkompetenzen bzw. Störungen in der Entwicklung dieser beiden Bereiche miteinander kovariieren. Es soll geprüft werden, auf welchem Wege sich beide Kompetenzbereiche gegenseitig beeinflussen und inwieweit im frühen Kindergartenalter eingesetzte diagnostische Verfahren geeignet sind um Leistungsunterschiede im Lesen, Schreiben und Rechnen bzw. Schwächen im Lesen, Schreiben und/oder Rechnen differenziert vorherzusagen. Die Forschung der letzten Jahrzehnte untersuchte relativ unabhängig voneinander die Entwicklung mathematischer Kompetenzen und die Entwicklung des Lesens und Schreibens. In beiden Bereichen konnten angelehnt an entwicklungspsychologische Modelle des Kompetenzerwerbs spezifische Vorläuferfertigkeiten identifiziert werden, die sich bereits vor Schuleintritt entwickeln und die (Schwächen in den) späteren Mathematik- bzw. Schriftsprachleistungen in der Schule vorhersagen. Da es sich hierbei im Sinne der jeweiligen Entwicklungsmodelle um spezifische Vorläuferfertigkeiten handelte, sollten die Schriftsprachvorläufer nur die späteren Lese- und Schreibfähigkeiten (nicht aber die späteren Mathematikleistungen), die mathematischen Vorläufer hingegen nur die späteren Mathematikleistungen (nicht aber die späteren Schriftsprachleistungen) beeinflussen. In den letzten Jahren fanden sich jedoch Hinweise, dass die „spezifischen“ Vorläufer teilweise auch mit den Schulleistungen im jeweils unspezifischen Bereich assoziiert sind. Auf Grundlage eines theoretischen Modells über das Zusammenwirken von schriftsprachlichen und mathematischen Vorläuferfertigkeiten wird im Rahmen des Projekts untersucht, wie sich die beiden Kompetenzdomänen bereits ab einem Alter von vier Jahren entwickeln und evtl. gegenseitig beeinflussen. Auf diese Weise können Aufschlüsse über Entwicklungsverläufe komorbider bzw. isolierter Störungsbilder gewonnen und frühzeitig entsprechende Prognosen ermöglicht werden.