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Inklusive Diagnostik mathematischer Basiskompetenzen in der Sekundarstufe (InDiMath, Kooperation mit Prof. Dr. Marco Ennemoser) - BMBF

BMBF Laufzeit 3 Jahre (2021-2024); Projektleitung: Prof. Dr. Marco Ennemoser, Prof. Dr. Kristin Krajewski

Das Projekt befasst sich mit den Potenzialen einer basiskompetenzorientierten Diagnostik im Mathematikunterricht der Sekundarstufe. Die Stärken einer solchen, auf mathematische Basiskompetenzen fokussierten, Diagnostik gelten für das Schulsystem im Allgemeinen, sie sollten jedoch gerade in inklusiven Bildungssettings besonders zu Tragen kommen.

Probleme lehrplanorientierter Diagnostik

Eine besondere Herausforderung in der Diagnostik mathematischer Kompetenzen liegt darin, dass über 16 Bundesländer und mehrere Schulformen hinweg eine große Vielfalt an Lehrplänen berücksichtigt werden müssen, um die Mathematikleistung einer Schülerin oder eines Schülers angemessen einordnen zu können. Besonders herausfordernd wird dies in inklusiven Bildungssettings, da für inklusiv beschulte Kinder häufig von vornherein klar ist, dass sie den curricularen Vorgaben des jeweils für die Klasse gültigen Lehrplanes nicht folgen können.

Lösungsansatz: Diagnostik von Basiskompetenzen (im Sinne des vorliegenden Projekts)

Einen Ausweg aus dem Dilemma bietet eine basiskompetenzorientierte Herangehensweise. Mathematische Basiskompetenzen werden in der Literatur begrifflich bestenfalls vage eingegrenzt. Im vorliegenden Projekt schlagen wir eine Präzisierung vor und fassen darunter – kurzgefasst – die Beherrschung der mathematischen Sprache und Notation (vgl. Ennemoser & Krajewski, 2013; in Druck). Hierbei lassen sich zwei Bereiche unterscheiden: das Zahlverständnis (ZGV-Modell, vgl. Krajewski & Ennemoser, 2013) sowie das Konventions- und Regelwissen. Für die Möglichkeiten der Diagnostik hat diese abweichende bzw. präzisierte Auffassung von Basiskompetenzen weitreichende Konsequenzen. Anders als gemeinhin angenommen spielen Basiskompetenzen (im Sinne dieser Definition) nicht nur im Kontext von Rechenschwäche eine Rolle, sondern sie entwickeln sich über die gesamte Schullaufbahn hinweg weiter (Ennemoser, Krajewski & Schmidt, 2011). Sie differenzieren nicht nur zwischen Kindern mit und ohne Rechenschwäche, sondern sie differenzieren ebenso gut zwischen Schülerinnen und Schülern mit guten oder sehr guten Leistungen. Insbesondere belegen eigene Studien eindrucksvoll, dass die curricularen Leistungen sehr maßgeblich durch diese Basiskompetenzen bestimmt werden (Ennemoser & Krajewski, in Druck).

Chancen einer basiskompetenzorientierten Diagnostik

Für die Diagnostik mathematischer Kompetenzen ergeben sich daraus zahlreiche Chancen:

  • mit den Basiskompetenzen kann ein zuverlässiger Indikator für die mathematische Kompetenz erfasst werden, ohne Rücksicht auf Lehrplaninhalte nehmen zu müssen
  • die mathematische Kompetenz kann über die gesamte Sekundarstufe hinweg mit demselben Instrument erhoben werden
  • die Erhebung ist außerordentlich ökonomisch
  • unmittelbare Vergleichbarkeit über verschiedene Leistungsniveaus, Jahrgangsstufen, Schulformen und auch abweichende Lehrpläne hinweg
  • ermöglicht die Untersuchung (inter- wie auch intraindividueller) Entwicklungsverläufe
  • auch inklusiv beschulte Kinder können zuverlässig diagnostiziert, einem Entwicklungsalter zugeordnet und angemessen gefördert werden

 

Studienablauf

Der diagnostische Ansatz soll an einer Stichrobe von 1.260 Schülerinnen und Schülern erprobt werden. Über einen Zeitraum von knapp drei Jahren wird die mathematische Kompetenzentwicklung in zwei Alterskohorten (jeweils n = 600) untersucht, die zu Beginn der Studie die 5. bzw. 7. Klasse besuchen. Neben Fragen der Praktikabilität bzw. Implementierbarkeit soll untersucht werden, inwiefern sich hierbei individuelle Entwicklungsverläufe abbilden lassen, von welchen individuellen, sozialen oder schulbezogenen Variablen diese Entwicklungen beeinflusst werden, in welcher Weise Lehrkräfte die diagnostischen Informationen in pädagogisches Handeln umsetzen und inwieweit sich letzteres tatsächlich in langfristig besseren Kompetenzzuwächsen niederschlägt. Ergänzend soll untersucht werden, inwieweit die Vorgehensweise für inklusiv bzw. an Schulen mit Förderschwerpunkt beschulte Kinder zu unterschiedlichen Lernergebnissen führt.