Den Südwesten der USA, zu dem neben Arizona und New Mexiko auch der Süden von Nevada und Utah zählt, erkundeten 22 Studierende der Abteilung Geographie während einer 18-tägigen Großexkursion vom 10. bis 27. März 2013 unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Kirchner und Dr. Wilma Ubbens. Neben den faszinierenden Naturlandschaften bildeten die drei boomenden Wüstenmetropolen Phoenix, Albuquerque und Las Vegas die Schwerpunkte der Exkursion.
Im Wintersemester 2012/13 hatten sich die Studierenden in einem Seminar in Form von Referaten und durch die Erstellung einer Materialsammlung intensiv auf die Exkursion vorbereitet. Für die Tagesthemen und -standorte vor Ort waren jeweils ein oder zwei Experten/Expertinnen verantwortlich. Da die Gruppe mit insgesamt sechs Mietfahrzeugen als Selbstfahrer unterwegs war, mussten die Tagesverantwortlichen auch die Navigation mit Karten übernehmen.
Die als Rundreise organisierte Exkursion begann in Phoenix, der am schnellsten wachsenden Stadt in den USA. Das durch nicht enden wollende Einfamilienhaus-siedlungen geprägte Stadtgebiet hat mittlerweile eine Süd-Nord-Ausdehnung von über 50 Kilometern erreicht. Die Wasserversorgung der Halbwüstenstadt wird über einen Kanal zum Colorado-River und durch fossiles Grundwasser gewährleistet. Die natürliche Vegetation in der Sonora-Wüste im Süden von Phoenix ist durch zahlreiche Kakteen geprägt. Prominentester Vertreter ist der Saguaro-Kaktus (Kandelaber-Kaktus), dem ein eigener Nationalpark im Westen und Osten von Tucson gewidmet ist. Die verschiedenen Anpassungsformen der Kakteen an die Trockenheit konnten dort eingehend untersucht werden.
Über eine spektakuläre Serpentinenfahrt am Talschluss des Oak Creek Canyons führte die Reise nach der Sonorawüste und dem Red Rock Country von Sedona auf das im Durschnitt 2.000 Meter hoch gelegene Colorado-Plateau. Die Vegetation auf dem Plateau ist durch den Wechsel von Graslandschaften und Wacholder-/Kiefernwälder geprägt. In der Umgebung von Flagstaff stand das Thema Vulkanis-mus im Mittelpunkt. Neben dem fast 4.000 Meter hohen Schichtvulkan des Mount San Francisco dominieren einige Hundert Schlackenvulkane und großflächige Lavadecken die Landschaft.
Auf dem Weg nach New Mexiko wurde zunächst der besterhaltene Meteoritenkrater der Welt besucht. Die Entstehung dieses Impaktkraters entspricht der des Steinhei-mer Beckens und des Nördlinger Rieses in Südwestdeutschland. Auch in der im Abendlicht erscheinenden Painted Dessert ließen sich Analogien zu den heimischen „Bunten Mergeln“ im Keuper herstellen. Die wichtigste tektonische Struktur in New Mexiko ist ein dem Oberrheingraben ähnlicher Grabenbruch, in dessen südlichem Teil der Rio Grande fließt. Etwa in der Mitte dieses US-Bundesstaates mit den Ausmaßen von Deutschland, aber einer Bevölkerung von nur knapp 3 Millionen, liegt die mit einer Million Einwohnern größte Stadt Albuquerque, die fast ebenso schnell wie Phoenix wächst, allerdings mit dem Willen zu mehr Nachhaltigkeit. Das entsprechend ambitionierte städtebauliche Projekt „Mesa del Sol“ im Süden der Stadt ist vor allem durch kurze Wege zwischen Wohnen, Arbeiten und Freizeit gekennzeichnet, wegen der Immobilienkrise in den USA aber noch nicht richtig in Schwung gekommen. Die mit dem Grabenbruch zusammenhängende Heraushebung der Sandia Mountains im Westen der Stadt ermöglichte der Exkursionsgruppe ein ganz besonderes Erlebnis. Die Fahrt mit der Seilbahn auf den Gebirgskamm führte den Studierenden in nur 15 Minuten den Landschaftswandel von der Wüstensteppe mit Kakteen zur schneebedeckten Nadelwaldzone vor Augen.
Bei einer Rundfahrt durch die nördlich von Albuquerque gelegenen Jemez Mountains stand erneut der Vulkanismus im Mittelpunkt. Mehrere übereinander liegende Asche- und Lavaschichten ließen auf mächtige Eruptionen schließen. Im weiteren Tagesverlauf wurde dann der über 10 Kilometer breite Krater (Caldera) einer explodierten Magmakammer passiert. Wie schon an verschiedenen Standorten zuvor wurde in diesem Vulkangebiet eine Siedlung der indianischen Ureinwohner besucht. Die Pueblo-Indianer wohnten als sesshafte Ackerbauern in festen Stein- oder Lehmhäusern, und – als Besonderheit im Frijoles Canyon – in Höhlenwohnungen im weichen vulkanischen Tuffgestein. Ein Teil der Exkursionsgruppe wagte über Leitern den steilen Aufstieg zu einer Felsnische mit einer Kiva, einem rituellen Versammlungsraum der Pueblo-Indianer.
Neben dem Vulkanismus bildeten die Oberflächenformen in Trockenräumen einen Schwerpunkt auf dem Colorado-Plateau. Das eindrucksvollste Ensemble von Tafel-bergen (Mesas), Zeugenbergen (Buttes) und Felsnadeln (Pinnacles) bot sich der Exkursionsgruppe im Monument Valley. Nur eine halbe Stunde Fahrtzeit südlich lieferten die Goosenecks ein Lehrbuchbeispiel für die Entstehung von Flussschlingen und den Auftakt zur Auseinandersetzung mit der Canyonbildung. Unweit der Stadt Page am Lake Powell durchschritt die Gruppe die Klamm des Antelope-Canyons, an dessen engsten Stellen kaum zwei Personen aneinander vorbeikommen. Die von Sonnenstrahlen inszenierten in unterschiedlichen Rottönen schimmernden filigranen Sandsteinschichten ermöglichten ein besonderes ästhetisches Landschaftserlebnis. Noch am selben Tag folgte als Kontrast der Canyon aller Canyons, der Grand Canyon. Dessen Mächtigkeit lässt sich am besten von verschiedenen Aussichtspunkten am Südrand ermessen. Der Sonnenuntergang am Hopi-Point setzte den stimmungsvollen Schlusspunkt unter diesen Canyon-Tag.
Als Kontrast zu dem Naturwunder des Grand Canyon stellte sich der folgende Auf-enthalt in der künstlichen Erlebniswelt von Las Vegas dar. Ohne den Hoover-Damm, der den Colorado-River zum Lake Mead aufstaut und damit die Wasserversorgung der Wüstenstadt sicherstellt, wäre die Entwicklung von Las Vegas nicht denkbar. Neben der teilnehmenden Beobachtung standen eine Erkundung der Themenhotels und eine Touristenbefragung auf der Agenda. Ebenso wie Phoenix ist Las Vegas auch ein Ziel von Ruheständlern, die sich in eigens auf diese Klientel zugeschnittenen Sun Cities niederlassen.
Für die größte Herausforderung der Exkursion war ein früher Aufbruch von Las Ve-gas schon um fünf Uhr morgens notwendig. Bis zum Abstieg in den Havasu-Canyon, einem Seitencanyon des Grand Canyons, war zunächst eine vierstündige Fahrt zurückzulegen. 150 km von der nächsten Siedlung entfernt wurden die Autos zurückgelassen und mit dem Tagesrucksack begann der Abstieg über einen steilen Serpentinenpfad zu einem am Canyongrund gelegenen Indianerdorf, das nur zu Fuß, mit Maultieren oder dem Helikopter zu erreichen ist. Nach 13 Kilometern Fußmarsch durch den Canyon mit lehrbuchartigen Beispielen für alle Verwitterungsformen und entlang hunderte Meter hohen senkrechten Felswänden wurde im Indianerdorf eine einfache Lodge für die Übernachtung bezogen. Nach einer kurzen Pause folgten weitere 7 Kilometer zu den spektakulären Havasu- und Mooney-Wasserfällen. Das kalkgesättigte Karstwasser hat dort die hohen Gefällestufen mit mächtigen Travertinvorhängen überzogen.
Über Prescott, der ersten Hauptstadt von Arizona mit ihrem historischen Stadtkern im Westernstil und ihren viktorianischen Bürgerhäusern führte die Fahrt zurück in die Sonorawüste nach Phoenix.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass in der physischen Geographie viele an Beispielen aus Südwestdeutschland gelernten grundsätzlichen Strukturen und Prozesse auf die Exkursionsstandorte übertragen werden konnten. In besonderer Erinnerung dürften die vielen Begegnungen mit Einheimischen bleiben, die einer Gruppe von Deutschen und angehenden Lehrerinnen und Lehrern gegenüber besonders aufgeschlossen waren.
Das dreiteilige Projekt Großexkursion „Südwesten der USA“ findet nach der Vorbereitung und Durchführung im Sommersemester 2013 seinen Abschluss durch eine umfassende Dokumentation in Form eines schriftlichen Ergebnisberichts, einer CD Rom mit didaktischen Bildern und einer filmischen Dokumentation.