Nicht nur die Artenvielfalt hat in den letzten Jahren drastisch abgenommen, auch die Anzahl von Artenkennern wird immer geringer. Derzeit sind über eine Millionen Tier- und Pflanzenarten von insgesamt circa 8 Millionen beschriebenen Arten vom Aussterben bedroht. Diesem massiven Verlust der Biodiversität gilt es entgegenzuwirken. Dies geht nur durch Artenkenner, denn schon lange ist bekannt: „Man kann nur schützen, was man kennt“
Parallel zum Verlust der Arten, sterben auch die Artenkenner immer weiter aus. Schulen können dazu beitragen, dass sich zukünftige Generationen für den Schutz der biologischen Vielfalt begeistern. Jedoch ist die morphologische Bestimmung von Arten häufig schwierig oder in der Schule gar nicht zu leisten. In diesem Modul sollen die Lernenden durch die die molekulargenetische-Bestimmung von Arthropoden über das sogenannte Verfahren des DNA-Barcoding für Molekularbiologie und den Artenschutz begeistert werden.
Inhaltbezogene Kompetenzen
3.4.6 Angewandte Biologie: Die Lernenden können...
3.4.3 Evolution: Die Lernenden können...
Prozessbezogene Kompetenzen:
Erkenntnisgewinnung: Die Lernenden können...
In diesem Modul sollen Arthropoden über das DNA-Barcoding bestimmt werden. Dieses molekulargenetische Verfahren beruht auf der Analyse des COI-Gens (Cytochrome c oxidase subunit). Dieses kommt
Hiermit kann durch Sequenzierung dieses Genabschnitts eine Art sicher bestimmt werden. Die 2004 gegründete Organisation „International Barcode of Life“ hat es sich zur Mission gemacht via DNA-Barcoding die Biodiversität dieser Welt zu erforschen und festzuhalten. Vergleichbar damit ist die deutsche Organisation „German Barcode of Life Initiative“ (GBOL). Ihr Ziel ist es eine Referenz-Bibliothek für DNA-Barcodes der deutschen Flora und Fauna aufzubauen.
Unser DNA-Barcoding Versuch umfasst wichtige molekularbiologische Methoden. Bei diesem Versuch wird zunächst die DNA aus dem zu bestimmenden Tier extrahiert. Dann wird mittels PCR ein Abschnitt des COI-Gens vervielfältigt. Anschließend wird das entstandene PCR-Produkt in ein molekularbiologisches Labor gesendet und dort sequenziert. Vom Labor erhalten wir dann wenige Tage später die Dateien mit der Nukleotidabfolge zurück. Diese Sequenz kann dann in das kostenlose BLAST (Basic Local Alignment Search Tool) eingegeben werden. Beim BLAST handelt es sich um eine gigantische Datenbank, in der die Sequenzen des CO1-Gens unzähliger Tiere hinterlegt sind. Bioinformatisch wird nun untersucht, mit welcher Datenbank-Sequenz die Nukleotidabfolge des CO1-Gens unseres Tiers die größte Übereinstimmung zeigt.
Versuchsablauf
Der DNA-Barcoding-Versuch umfasst zwei Labortage mit jeweils 1,5-2 Stunden. Am ersten Labortag kommt die Schulklasse in das LaboraTRI für die praktische Arbeit im Labor. Am zweiten Labortag kommt das LaboraTRI-Team dann an die Schule für die bio-informatische Auswertung der Ergebnisse des ersten Labortages.
1. Labortag
2. Labortag:
Was ist DNA-Barcoding?
Der DNA-Barcode oder auch Barcode-of-Life ist eine molekularbiologische Methode zur eindeutigen Bestimmung einer Art. Die Produkte im Supermarkt können an der Kasse eindeutig durch einen Strichcode identifiziert werden. Die Lebewesen dieser Erde tragen ihren Strichcode in der DNA. Sie können über die Abfolge der Nukleotide bestimmter DNA-Abschnitte identifiziert werden.
Welcher DNA-Abschnitt wird für den DNA-Abschnitt untersucht?
Zur Identifikation einer Tierart wird das CO-I-Gen (Cytochrome c oxidase subunit I) untersucht. Es handelt sich hierbei um ein mitochondriales Gen, welches in allen Tierarten vorkommt. Die Abfolge der Basen ist in jeder Tierart unterschiedlich, jedoch bei den Individuen einer Art gleich. So lässt sich mithilfe dieses DNA-Abschnitts eine Art eindeutig identifizieren.
Warum untersucht man mitochondriale DNA?
Da jede Zelle eine Vielzahl von Mitochondrien und damit vergleichsweise mehr mtDNA als genomische DNA enthält, besteht eine höhere Chance diese zu isoliert. Sie wird des Weiteren nur maternal vererbt, weshalb die Allele schneller fixiert werden. Eine weitere wichtige Eigenschaft der mtDNA ist, dass sie eine relativ hohe und konstante Mutationsrate besitzt sowie, dass Rekombinationen ausgeschlossen werden können. Dadurch kann der Stammbaum deutlich leichter rekonstruiert werden als anhand der genomischen DNA.
Welche Bedeutung hat das DNA-Barcoding für die Biologie?
DNA-Barcoding ermöglicht es auch Arten zu unterscheiden, die aufgrund ihrer Morphologie nicht zu unterscheiden sind. Umgekehrt lässt sich so beweisen, dass Individuen mit unterschiedlichem Aussehen dennoch einer Art angehören können (z.B.: beim Sexualdimorphismus).
Wie funktioniert die Sequenzierung?
Die bekannteste Methode ist Sanger-Sequenzierung oder auch Kettenabbruch-Methode genannt. Hier katalysiert eine DNA-Polymerase den komplementären DNA-Strang zum zu sequenzierenden DNA-Abschnitt. Entscheidend ist, dass der DNA-Polymerase sowohl die gewöhnlichen Nukleotide (dNTPs) wie auch modifizierte Nukleotide (ddNTPS) zur Verfügung gestellt werden. Den modifizierten ddNTPs fehlt am C3-Atom der Ribose die Hydroxygruppe. Diese Hydroxygruppe ist jedoch notwendig, um über die Phosphodiesterbindung eine Verbindung zum nächsten Nukleotid herzustellen. Wird ein ddNTP in den komplementären DNA-Strang eingebaut bricht die Synthese des Doppelstrangs an dieser Stelle ab, da keine weiteren Nukleotide hinzugefügt werden können.
Damit die Sequenzierung gelingt müssen dNTPs und ddNTPs in einem bestimmten Verhältnis vorhanden sein. Der Zufall entscheidet darüber, ob die DNA-Polymerase einen modifizierten oder ein gewöhnliches Nukleotid einbaut. Die Polymerase produziert dadurch zahlreiche DNA-Schnipsel, mit einem Längenunterschied von jeweils einem Nukleotid. Diese Längenunterschiede werden durch Elektrophorese-Verfahren aufgetrennt.
Um den Basencode zu bestimmen, gibt es unterschiedliche Ansätze. In unserem Erklärvideo werden die modifizierten ddNTPs jeder Nukleinbase mit unterschiedlichen Fluoresenzfarbstoffen markiert. Heutzutage gibt es weitaus schnellere Verfahren, die die Sanger-Methode abgelöst haben. Diese sind jedoch bioinformatisch zu komplex, um sie hier in Kürze darzustellen.
Welches Vorwissen und welche Vorkenntnisse benötigen Schüler*innen?
Zur Durchführung eines Versuchsansatzes werden folgende Materialien benötigt:
Versuchsabschnitt | Benötigte Geräte und Chemikalien |
Labor 1: DNA-Isolation |
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Labor 2: PCR
| Materialien je Versuchsteilnehmer:
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Sequenzierung
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Bio-informatische Auswertung |
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Sonstiges:
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