Der "genetische Fingerabdruck" bezeichnet das DNA-Profil eines Individuums, das in hohem Maße charakteristisch ist. In dieser Unterrichtseinheit führen die Schüler:innen der zehnten Jahrgangsstufe einen Modellversuch zum genetischen Fingerabdruck durch. Dabei lernen sie die molekularbiologische Methode der Gel-Elektrophorese kennen.
Die Lernenden schlüpfen für den zeitlichen Umfang einer Doppelstunde in die Rolle von Forschenden und lernen dabei spielerisch wichtige labortechnische Arbeitsweisen und deren theoretische Hintergründe kennen. Die Anwendung ungefährlicher Färbemethoden und das Arbeiten mit unkomplizierten Geräten ermöglicht den Nachwuchsforscher*innen eine eigenständige und sichere Versuchsdurchführung. Der "genetische Fingerabdruck" bezeichnet das DNA-Profil eines Individuums, das in hohem Maße charakteristisch ist. Im Modellversuch wird er genutzt um einen Vaterschaftstest durchzuführen.
Der Versuch eignet sich vor allem für Lehrkräfte die erstmals eigenständig mit ihren Schulklassen molekularbiologische Versuche durchführen möchten. Zur Durchführung im LaboraTri wird stattdessen der Mordfall empfohlen.
Inhaltsbezogene Kompetenzen
3.3.1 Genetik: Die Lernenden können
Prozessbezogene Kompetenzen:
2.1 Erkenntnisgewinnung: Die Lernenden können
Der genetische Fingerabdruck wird vererbt und ist zudem charakteristisch für ein Individuum. Aus diesem Grund kann eine DNA-Analyse unter anderem zur Bestimmung von Verwandtschaftsverhältnissen eingesetzt werden. Die Unterrichtseinheit stellt einen in drei Teilabschnitte untergliederten Modellversuch zur Klärung einer Vaterschaftsfrage dar.
Zu Beginn lernen die Schüler:innen Agarose-Gele zu gießen. Im zweiten Teilabschnitt erhalten sie drei Proben. Diese werdem in die Taschen des zuvor hergestellten Agarose-Gels pipettiert. Jede Probe besteht aus zwei unterschiedlichen, ungefährlichen Farbstoffen. Diese simulieren DNA-Fragmente mit jeweils verschiedener Länge. Anschließend werden die Farbstoffe mit Hilfe der eigens für den Einsatz im Klassenzimmer konzipierten Gelelektrophorese-Kammer, gemäß ihrer Größe und Tertiärstruktur entlang des elektrischen Felds aufgetrennt. Das dadurch entstandene "Bandenmuster" wird im dritten und letzten Arbeitsschritt ausgewertet. Dadurch können die Nachwuchsforscher:innen beurteilen ob eine Vaterschaft in Frage kommt.
Was ist ein genetischer Fingerabdruck und wofür kann er benutzt werden?
Bereits im siebten Jahrhundert unterzeichneten Händler in China ihre Verträge mit dem Fingerabdruck. Zu diesem Zeitpunkt war bereits bekannt, dass Unterschriften leicht kopiert werden können, ein Fingerabdruck hingegen unnachahmlich ist. Gleichermaßen einzigartig ist die Abfolge der Basen der DNA jedes Menschen. Dieser genetische Fingerabdruck findet seit Jahren in der Kriminalistik zur Verbrechensaufklärung Anwendung.
Welche Abschnitte der DNA werden für den genetischen Fingerabdruck verwendet?
Zur Feststellung der genetischen Identität werden sogenannte STRs (=short tandem repeats) analysiert. Diese Abschnitte der DNA codieren nicht für Proteine, weshalb sich Mutationen darin nicht auf den Phänotypen auswirken. Sie bestehen, wie in Abbildung 1 dargestellt, aus einer Serie von sich wiederholenden Elementen (= den repeats) mit einer Größe von zwei bis zehn Nukleotiden. STRs eignen sich hervorragend, um die Vaterschaft zu klären, da sie in der Anzahl ihrer repeats zwischen jedem Menschen variieren.
Als diploide Organismen erhält jeder Mensch einen Chromosomensatz von seinem Vater und einen Chromosomensatz von seiner Mutter. Die Eltern vererben dadurch unverkennbar die Anzahl ihrer repeats innerhalb eines STRs.
Wie werde die STRs genau analysiert?
Zu Beginn wird mittels PCR (=polymerase chain reaction) der zu untersuchende DNA-Abschnitt amplifiziert, da die Menge der in der Probe enthaltenen DNA nicht ausreichen würde, um später detektiert zu werden. Eine PCR lässt sich in drei Teilsequenzen untergliedern. Zu Beginn werden die DNA-Doppelstränge bei 95°C denaturiert. Das Abkühlen der Temperatur im Thermocycler leitet den zweiten Schritt, das sogenannte Primer-Annealing ein. Dabei binden spezifische Primer (kurze Oligonukleotide) temperaturabhängig (ca. 60°C) an DNA-Abschnitte in der Nähe des STRs, welcher untersucht werden soll. Ausgehend von diesem Primern synthetisiert eine hitzestabile DNA-Polymerase (bei meist 72°C) die komplementären Basenpaare zur DNA-Vorlage, welche zu Beginn eines weiteren Zyklus wieder denaturiert werden. Durch die richtige Wahl der Primer wird dabei sichergestellt, dass lediglich der DNA-Abschnitt, welcher die zu untersuchenden STRs trägt, exponentiell vermehrt wird.
Je nach Anzahl der repeats hat der vervielfältigte Abschnitt eine bestimmte Anzahl an Basenpaaren. Über eine Gel-Elektrophorese können DNA-Abschnitte gemäß ihrer Länge aufgetrennt werden und anhand der charakteristischen Bandenmuster kann die mögliche Vaterschaft zweifelsfrei geklärt werden. In der Realität verwendet man hierfür eine Kapillarelektrophorese, da die Längenunterschiede bei den STRs zu klein sind um sie durch die im Modellversuch angewandte Agarose-Gelelektrophorese, aufzutrennen. Im Modellversuch wird jedoch eine Gel-Elektrophorese verwendet, da die Geräte kostengünstiger sind, die Versuchsdurchführung auch ohne Vorwissen gelingen kann und die anschließende Interpretation anhand von farbenfrohen Ergebnissen Lernenden leichter fällt.
Wie viele STRs werden bei einem Vaterschaftstest untersucht und wie zuverlässig sind diese Tests?
Um eine Vaterschaft zu testen werden mindestens 15 STRs analysiert. Dabei müssen Proben und Einverständnis des Vaters, der Mutter und des Kinds vorliegen. Die Zuverlässigkeit der Tests, wenn 15 oder mehr Marker untersucht werden beträgt 99,9 %. Vor deutschen Gerichten gilt eine Vaterschaft damit als praktisch erwiesen.
Wieso wandern die DNA-Fragmente unterschiedlich schnell durch das Agarose-Gel?
Je höher die Agarose konzentriert ist, desto kleiner sind die Poren des Agarosegels, welche die negativ geladenen Nukleinsäure-Moleküle auf dem Weg zur Anode durchlaufen. Die Poren funktionieren dabei wie ein Sieb, welches kleine Moleküle schnell und problemlos passieren lässt, große Moleküle jedoch abbremst. Aus diesem Grund wandern DNA-Fragmente mit weniger Basenpaaren im Gel schneller als die DNA-Fragmente, welche aufgrund zusätzlicher repeats mehr Basenpaare besitzen.
Wie werden die DNA-Banden innerhalb des Agarose-Gels nachgewiesen?
Um die Banden sichtbar zu machen, wurde früher beispielsweise der Farbstoff Ethidiumbromid, verwendet. Die Chemikalie interkaliert in die DNA. Dort absorbiert sie Licht einer spezifischen Wellenlänge. Nachdem ihre Elektronen auf ein höheres energetisches Niveau versetzt werden, fallen sie auf ihr Ausgangsniveau zurück. Die Wellenlänge des Lichts, welches die Elektronen beim Zurückfallen auf ihr Ausgangsniveau abgeben entspricht der Energiedifferenz der beiden Zustände. Ethidiumbromid stellt jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach ein Karzinogen dar, denn es interkaliert nicht nur in die Proben-DNA. Auch unsere eigene DNA ist nicht vor der Chemikalie geschützt.
In diesem Modellversuch kann auf solche Chemikalien jedoch ganz verzichtet werden, da Lebensmittelfarbstoffe die DNA simulieren.
Welches Vorwissen und welche Vorkenntnisse benötigen die Schüler:innen?
Welche Stolpersteine gibt es bei der Versuchsdurchführung?
Beim Gießen des Gels im ersten Versuchsabschnitt ist darauf zu achten, dass die verwendeten Gefäße sowie der Heizblock eine Gefahrenquelle für Verbrennungen darstellen. Beim Aufkochen der Agarose-Mischung ist diese stets im Blick zu behalten, da diese leicht überkochen kann. Dabei ist zusätzlich zu berücksichtigen, dass die Rotation des Rühr-Fischchens eine gute Durchmischung gewährleistet. Um ein bestmögliches Versuchsergebnis zu erhalten ist es von Vorteil beim Auftragen der Farbstoffproben in die Taschen des Gels jeweils eine Tasche auszulassen. Dadurch kann verhindert werden, dass die Proben während der Elektrophorese miteinander vermischt werden und die Resultate dadurch weniger deutlich erscheinen. Das Beladen des Gels erfordert ein wenig Übung, weshalb es sinnvoll ist ein Dummy-Gel zur Übung bereitzustellen.
Die Laufstrecke des Gels sollte gelegentlich überwacht werden, um sicherzustellen, dass die Farbstoffe nicht aus dem Gel wandern. Generell ist beim Arbeiten mit Farbstoffen darauf zu achten, dass diese nicht auf die Kleidung oder Gegenstände der Schüler:innen gelangen, da sie nur schwer zu entfernen sind. Außerdem sollte bei allen Tätigkeiten im Labor eine Schutzbrille, ein Kittel und Handschuhe getragen werden.
Welche didaktischen Reduzierungen wurden vorgenommen und weshalb?
Bei sämtlichen didaktischen Reduktionen gilt es zu beachten, dass die Lerninhalte für die Lernenden vereinfacht und verständlich, aber nicht verfälscht dargestellt werden sollen. Der Einsatz von Farbstoffen ermöglicht eine sektorale didaktische Reduktion, da die Durchführung der PCR zur Amplifikation der DNA im Modellversuch hinfällig ist. Unabhängig davon besteht der Anlass die Grundlagen der PCR zumindest theoretisch zu besprechen. Der Modellversuch ist zudem auf die Untersuchung von lediglich einem einzigen STR beschränkt. In der komplexen Wirklichkeit, werden jedoch mindestens 15 STRs zur Urteilsfindung herangezogen. Dies stellt demnach eine sinnvolle strukturelle didaktische Reduktion dar, welche jedoch mit den Lernenden diskutiert werden kann.
Welcher Arbeitsaufwand kann für die Vor- und Nachbereitung der Versuche veranschlagt werden?
Der zeitliche Arbeitsaufwand für die Vor- und Nachbereitung des Versuchs ist als gering einzuschätzen. Zur Vorbereitung des Versuchs müssten die Farbstoffproben anhand eines Pipettierschemas vorgelegt werden. Die Agarose sowie der 1x TAE-Puffer werden vorportioniert bereitgestellt. Die Anzahl der verwendeten Chemikalien und Materialien ist überschaubar, weshalb das Aufbauen des Versuchsaufbaus nur wenig Zeit in Anspruch nimmt. Die Agarosegele für die Elektrophorese werden in Eigenarbeit durch die Schüler:innen gegossen. Sie entfällt somit aus der Vorbereitungsarbeit. Nach der Unterrichtseinheit müssen die Geräte gespült und aufgeräumt werden.
Zur Durchführung eines Versuchsansatzes werden folgende Materialien benötigt:
Versuchsabschnitt | Benötigte Geräte und Chemikalien |
Gießen des Agarose-Gels
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Gelelektrophorese
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Sonstiges:
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