Der "genetische Fingerabdruck" bezeichnet das DNA-Profil eines Individuums, das in hohem Maße charakteristisch ist. In dieser Unterrichtseinheit können die Schüler*innen mittels molekularbiologischer Methoden ein Verbrechen aufklären. Die Nachwuchsforscher*innen erhalten vorbereitete DNA-Proben vom Tatort und von drei Verdächtigen. Um den Täter zu identifizieren, soll eine Gel-Elektrophorese durchgeführt und das dadurch entstandene Bandenmuster analysiert werden.
Inhaltsbezogene Kompetenzen
3.3.1 Genetik: Die Lernenden können
Prozessbezogene Kompetenzen:
2.1 Erkenntnisgewinnung: Die Lernenden können
Der genetische Fingerabdruck wird vererbt und ist zudem charakteristisch für ein Individuum. Aus diesem Grund kann eine DNA-Analyse unter anderem zur Identifizierung von Individuen eingesetzt werden. Die Unterrichtseinheit stellt einen in drei Teilabschnitte untergliederten molekularbiologischen Versuch zur Aufklärung eines Verbrechens dar. Zu Beginn lernen die Schüler:innen Agarose-Gele zu gießen. Im zweiten Teilabschnitt erhalten die Lernenden vier Proben. Jede Probe enthält bereits aufgereinigte DNA-Moleküle unterschiedlicher Länge. Die Proben werden in die Taschen des zuvor hergestellten Agarose-Gels pipettiert um sie anschließend, mit Hilfe der eigens für den Einsatz im Klassenzimmer konzipierten Gelelektrophorese-Kammer, gemäß ihrer Größe entlang des elektrischen Felds aufzutrennen. Im dritten Arbeitsschritt wird das Versuchsergebnis anhand des charakteristischen Bandenmusters ausgewertet. Dadurch können die Nachwuchsforscher:innen beurteilen, welcher Verdächtige als Täter in Frage kommt.
Was ist ein genetischer Fingerabdruck und wofür kann er benutzt werden?
Bereits im siebten Jahrhundert unterzeichneten Händler in China ihre Verträge mit dem Fingerabdruck. Zu diesem Zeitpunkt war bereits bekannt, dass Unterschriften leicht kopiert werden können, ein Fingerabdruck hingegen unnachahmlich ist. Gleichermaßen einzigartig ist die Abfolge der Basen der DNA jedes Menschen. Dieser genetische Fingerabdruck findet seit Jahren in der Kriminalistik zur Verbrechensaufklärung Anwendung.
Welche Abschnitte der DNA werden für den genetischen Fingerabdruck verwendet?
Zur Feststellung der genetischen Identität werden sogenannte STRs (=short tandem repeats) analysiert. Diese Abschnitte der DNA codieren nicht für Proteine, weshalb sich Mutationen darin nicht auf den Phänotypen auswirken. Sie bestehen, wie in Abbildung 1 dargestellt, aus einer Serie von sich wiederholenden Elementen (= den repeats) mit einer Größe von zwei bis zehn Nukleotiden. STRs eignen sich hervorragend, um die Vaterschaft zu klären, da die Anzahl der repeats der STRs zwischen jedem Menschen variieren kann.
Wie werde die STRs genau analysiert?
Zu Beginn wird mittels PCR (=polymerase chain reaction) der zu untersuchende DNA-Abschnitt amplifiziert, da die Menge der in der Probe enthaltenen DNA nicht ausreichen würde, um später detektiert zu werden. Eine PCR lässt sich in drei Teilsequenzen untergliedern. Zu Beginn werden die DNA-Doppelstränge bei 95°C denaturiert. Das Abkühlen der Temperatur im Thermocycler leitet den zweiten Schritt, das sogenannte Primer-Annealing ein. Dabei binden spezifische Primer (kurze Oligonukleotide) temperaturabhängig (ca. 60°C) an DNA-Abschnitte in der Nähe des STRs, welcher untersucht werden soll. Ausgehend von diesem Primern synthetisiert eine hitzestabile DNA-Polymerase (bei meist 72°C) die komplementären Basenpaare zur DNA-Vorlage, welche zu Beginn eines weiteren Zyklus wieder denaturiert werden. Durch die richtige Wahl der Primer wird dabei sichergestellt, dass lediglich der DNA-Abschnitt, welcher die zu untersuchenden STRs trägt, exponentiell vermehrt wird. Je nach Anzahl der repeats hat der vervielfältigte Abschnitt eine bestimmte Anzahl an Basenpaaren. Über eine Gel-Elektrophorese können DNA-Abschnitte gemäß ihrer Länge aufgetrennt werden. Durch die parallele Analyse mehrerer STRs entsteht dadurch ein charakteristisches Bandenmuster. Stimmt das Bandenmusters der Spur vom Tatort mit dem des Verdächtigen überein, hat man den Täter identifiziert. In der Realität verwendet man hierfür eine Kapillarelektrophorese, da die Längenunterschiede bei den STRs zu klein sind um sie durch die im Modellversuch angewandte Agarose-Gelelektrophorese, aufzutrennen. Im Modellversuch wird jedoch eine Gel-Elektrophorese verwendet, da die Geräte kostengünstiger sind, die Versuchsdurchführung auch ohne Vorwissen gelingen kann und die anschließende Interpretation anhand der Ergebnisse den Lernenden leichter fällt.
Wie viele STRs werden in der Kriminalistik untersucht und wie zuverlässig sind diese Tests?
Zur Verbrechensaufklärung werden mindestens 15 STRs analysiert. Die Zuverlässigkeit der Tests, wenn 15 oder mehr Marker untersucht werden beträgt 99,9 %. Vor deutschen Gerichten gilt eine Täterschaft damit als praktisch erwiesen.
Wieso wandern die DNA-Fragmente unterschiedlich schnell durch das Agarose-Gel?
Je höher die Agarose konzentriert ist, desto kleiner sind die Poren des Agarosegels, welche die negativ geladenen Nukleinsäure-Moleküle auf dem Weg zur Anode durchlaufen. Die Poren funktionieren dabei wie ein Sieb, welches kleine Moleküle schnell und problemlos passieren lässt, große Moleküle jedoch abbremst. Aus diesem Grund wandern DNA-Fragmente mit weniger Basenpaaren im Gel schneller als die DNA-Fragmente, welche aufgrund zusätzlicher repeats mehr Basenpaare besitzen.
Welches Vorwissen und welche Vorkenntnisse benötigen die Schüler:innen?
Welche Stolpersteine gibt es bei der Versuchsdurchführung?
Beim Gießen des Gels im ersten Versuchsabschnitt ist darauf zu achten, dass die verwendeten Gefäße sowie der Heizblock eine Gefahrenquelle für Verbrennungen darstellen. Beim Aufkochen der Agarose-Mischung ist diese stets im Blick zu behalten, da diese leicht überkochen kann. Dabei ist zusätzlich zu berücksichtigen, dass die Rotation des Rühr-Fischchens eine gute Durchmischung gewährleistet. Das Beladen des Gels erfordert ein wenig Übung, weshalb es sinnvoll ist ein Dummy-Gel zur Übung bereitzustellen.
Die Laufstrecke des Gels sollte gelegentlich überwacht werden, um sicherzustellen, dass die Proben nicht aus dem Gel wandern. Generell ist beim Arbeiten mit DNA-Farbstoffen und anderen Chemikalien darauf zu achten, dass diese nicht auf die Kleidung oder Gegenstände der Schüler:innen gelangen. Außerdem sollte bei allen Tätigkeiten im Labor eine Schutzbrille, ein Kittel und Handschuhe getragen werden.
Welche didaktischen Rekonstruktionen wurden vorgenommen und weshalb?
In der komplexen Wirklichkeit, werden mindestens 15 STRs zur Urteilsfindung herangezogen. Ursächlich ist das viele der Banden zwischen den Verdächtigen zufälligerweise eine ähnliche Laufstrecke zurücklegen. Das erschwert die Identifizierung des Täters. Die Anzahl der Banden in diesem Versuch wurde reduziert, um sicherzustellen, dass die Lernenden den Täter identifizieren können.
Welcher Arbeitsaufwand kann für die Vor- und Nachbereitung der Versuche veranschlagt werden?
Der zeitliche Arbeitsaufwand für die Vor- und Nachbereitung des Versuchs ist als gering einzuschätzen. Die Agarose sowie der 1x TAE-Puffer werden vorportioniert bereitgestellt. Die Agarosegele für die Elektrophorese werden in Eigenarbeit durch die Schüler:innen gegossen. Sie entfällt somit aus der Vorbereitungsarbeit. Demnach müssen lediglich die Materialien, die Proben sowie die benötigten Chemikalien bereitgestellt werden. Nach der Unterrichtseinheit müssen die Geräte gespült und aufgeräumt werden. Im Idealfall geschieht das gemeinsam mit den Lernenden.
Zur Durchführung eines Versuchsansatzes werden folgende Materialien benötigt:
Versuchsabschnitt | Benötigte Geräte und Chemikalien |
Gießen des Agarose-Gels
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Gelelektrophorese
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Sonstiges:
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