Auf Nahrungsmitteln wird meistens angegeben, welches Tier für die Lebensmittelherstellung verarbeitet wurde. Doch steckt in Chicken Nuggets oder im Rinderbraten tatsächlich die Fleischsorte, welche der Verbraucher erwartet. Scheinbar mischt stattdessen mancher Händler oft Billigfleisch anderer Tierarten unter, um die Preise zu drücken.
In diesem Modul identifizieren die Lernenden die Tierarten aus unterschiedlichen Fleischproben. Hierfür isolieren sie zu Beginn die DNA aus den Proben. Anschließend amplifizieren sie ausgewählte DNA-Abschnitte mittels PCR und führen abschließend eine Gel-Elektrophorese durch.
Sie lernen dabei nicht nur die wichtigsten molekularbiologischen Methoden kennen, sondern erhalten gleichzeitig Einblicke in das Fachgebiet der Lebensmittelanalytik.
Inhaltsbezogene Kompetenzen
3.3.2 Genetik & 3.4.4 Molekularbiologische Verfahren und Gentechnik: Die Lernende können...
Prozessbezogene Kompetenzen:
2.1 Erkenntnisgewinnung: Die Lernenden können
Die molekulargenetische Tierartendifferenzierung erfolgt in drei Laborabschnitten:
Welche Tierarten können identifiziert werden?
Die Primer unseres Setups detektieren Schweine-, Puten-, Rinder- und Pferde-DNA. Ist in der Probe eine andere Fleischsorte enthalten, wird kein PCR-Produkt entstehen. Folglich kann auch keine DNA-Bande in der Gel-Elektrophoresekammer registriert werden.
Wie kann man durch die Kombination von PCR und Gel-Elektrophorese feststellen, ob in der Probe Rinder- oder Pferdefleisch enthalten war?
Der Schlüssel hierzu liegt in den tierartenspezifischen Primern. Diese untersuchen DNA-Abschnitte mit hoher Diversität zwischen verschiedenen Spezis. Das heißt im Umkehrschluss: Vor der Entwicklung des Primers muss die Basensequenz der Tierarten bekannt sein. Beim Primerdesign wird dadurch sichergestellt, dass ein Rinder-Primer ausschließlich an Rinder-DNA, aber niemals an Pferde-DNA bindet.
Um eine eindeutige Unterscheidung der verschiedenen Spezies sicherzustellen, werden die Primer so designed, dass bei den verschiedenen Tierarten unterschiedlich große PCR-Produkte entstehen. Die PCR-Produkte werden in der anschließenden Gel-Elektrophorese im Vergleich zu Kontrollproben ausgewertet. Stimmt das Laufverhalten der DNA-Bande der unbekannten Fleischprobe mit der Bande einer Kontrollgruppe überein, ist in beiden Proben dieselbe Sorte Fleisch enthalten.
Wie nennt man diese Form der Tierartendifferenzierung in Fachkreisen?
Dieses Vorgehen wird auch als Amplified Fragment Length Analysis (aFL) bezeichnet. Es sollte nicht mit dem Amplified Restriction Fragment Length Polymorphism (aRFLP) verwechselt werden. Dabei handelt es sich um ein verwandtes Verfahren, welches jedoch universelle Primer verwendet und die unterschiedlichen PCR-Produkte anschließend tierartenspezifisch mit Restriktionsenzymen schneidet.
Welches Vorwissen und welche Vorkenntnisse benötigen die Schüler:innen?
Welche Stolpersteine gibt es bei der Versuchsdurchführung?
DNA-Extraktion:
Die DNA-Extraktion mittels Instagene-Matrix-Methode beherbergt keine nennenswerten Durchführungsschwierigkeiten. Es ist jedoch darauf zu achten, dass das verwendete IG-Tube auf Eis gelagert werden muss.
PCR-Durchführung:
Auch die Chemikalien der PCR, wie beispielsweise den PCR-Mastermix, den Primer Mix, die DNA-Probe und die DNA-Leiter sollten auf Eis gelagert werden. Um eine gute Verteilung der Reagenzien in den Eppendorfgefäßen zu gewährleisten, wird empfohlen diese unmittelbar vor ihrer Nutzung durch einen Vortexer zu durchmischen. Steht kein solches Gerät zur Verfügung ist das Schnippen des Gefäßes über die Aussparungen des Laborracks ausreichend. Die Handhabung der Pipette und das Pipettieren besonders kleiner Volumina bereitet manchen Schüler:innen zu Beginn Schwierigkeiten. Damit diese das Versuchsergebnis nicht beeinflussen empfiehlt es sich vorab eine Pipettier-Übung durchzuführen. Über die App minipcr kann der Temperaturverlauf des Thermocyclers programmiert werden. Außerdem bietet die App eine animierte Echtzeitdarstellung der molekularen Abläufe während der PCR, welche für das Verständnis der molekularen Prozesse der Polymerase-Kettenreaktion hilfreich sein kann. Obwohl die App intuitiv verständlich ist, empfiehlt es sich, diese in der Vorbereitung zu testen und den zugehörigen Thermocycler per Bluetooth zu verbinden.
Agarose-Gele gießen (vor der Durchführung vorzubereiten):
Bevor die PCR-Produkte in der Gelelektrophorsekammer aufgetrennt werden, müssen die Agarose-Gele gegossen werden. Dabei gilt es zu beachten, dass der Heizblock sowie der verwendete Erlenmeyerkolben stark erhitzen und deshalb eine Gefahrenquelle für Verbrennungen darstellen. Außerdem sollte die Agarose-Mischung stets im Blick behalten werden, da sie leicht überkochen kann. Der verwendete DNA-Farbstoff pepGreen wird als ungefährlich eingestuft. Dennoch muss darauf geachtet werden, dass alle Schüler:innen stets Handschuhe tragen, wenn in deren Nähe mit Chemikalien gearbeitet wird, auch wenn diese nach heutigem Kenntnisstand als unbedenklich eingestuft werden.
Durchführung der Gelelektrophorese:
Die Schüler:innen dürfen ihre Proben selbst in die dafür vorgesehenen Taschen, also die Aussparungen im Gel, pipettieren. Um möglichst gute Versuchsergebnisse zu erzielen ist es wichtig, die Pipette genau über der Tasche zu positionieren und die DNA-Probe dann langsam aus der Pipettenspitze ins Gel abzugeben. Dieser Vorgang erfordert etwas Feinmotorik sowie ein wenig Übung. Aus diesem Grund empfiehlt es sich ein Dummy-Gel, beispielsweise aus Agarose und Wasser, herzustellen (Link zur Anleitung einfügen). Anstelle von DNA-Proben können die Schülerinnen mit Lebensmittelfarben üben die Taschen des Gels zu befüllen. Nachdem die Schüler:innen das Agarose-Gel erfolgreich beladen haben wird die Gel-Elektrophorese durch das Anlegen der Spannung gestartet. Um bestmögliche Versuchsergebnisse zu erhalten, wird empfohlen die Laufstrecke der DNA-Fragmente gelegentlich durch Einschalten des Blaulichts zu überprüfen, um sicher zu stellen, dass die Proben nicht aus dem Gel wandern. Dennoch sollte das Blaulicht während der Durchführung der Gelelektrophorese nicht dauerhaft eingeschaltet bleiben, da sonst die Gefahr besteht, dass die Fluoreszenz langsam an Intensität verliert.
Welcher Arbeitsaufwand kann für die Vor- und Nachbereitung der Versuche veranschlagt werden?
Die Vor- und Nachbereitungen des Versuchs sind aufgrund der Anzahl der benötigten Geräte und Chemikalien eher zeitintensiv, jedoch nicht anspruchsvoll. Die verhältnismäßig aufwendige Vorbereitung der Arbeitsplätze sollte in das Zeitmanagement mit einberechnet werden. Außerdem müssen die Agarose-Gele vorbereitet werden, was mit etwas Übung jedoch nicht viel Zeit in Anspruch nimmt. Vorteilhaft ist, dass diese, wenn sie durch eine Gefriertüte luftdicht verpackt sind, bis zu 3 Tagen im Kühlschrank gelagert werden können. Das Experiment besteht aus mehreren Teilversuchen und daher wird eine hohe Anzahl an Materialien und Geräten benötigt. Die Unterrichtsstunden können ideal als praktische Vertiefung oder als Abschluss einer Unterrichtseinheit zur Genetik durchgeführt werden. Der Arbeitsaufwand wird dadurch legitimiert, dass die Schüler*innen die wichtigsten praktischen Methoden der molekularen Biologie erlernen. Zur Nachbereitung müssen die Gele entsorgt und die Geräte angemessen gereinigt werden (zur Reinigung der Elektrophoresekammer unbedingt das BlueGel-Spray und kein Desinfektionsmittel verwenden).
Zur Durchführung eines Versuchsansatzes werden folgende Materialien benötigt:
Versuchsabschnitt | Benötigte Geräte und Chemikalien |
DNA-Extraktion
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PCR
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Gelelektrophorese
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Vorbereitung Agarose-Gel
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Sonstiges:
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