Dass die erfolgreiche Gestaltung finanzieller Bildungsprozesse möglich ist und langfristige Auswirkungen auf das Entscheidungsverhalten junger Menschen hat, zeigt unser aktuelles Forschungsprojekt mit über 600 Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe in Kooperation mit Prof. Dr. Matthias Sutter, Direktor des MPI Bonn:
https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=4442433
Im MINT-Zirkel, in der “Welt” und in der Stuttgarter Zeitung erklären Prof. Dr. Michael Weyland und Matthias Sutter, wie finanzielle Bildung gelingen kann:
https://mint-zirkel.de/2021/01/vermittlung-finanzieller-grundbildung-schule/
Unser Institut bietet seinen Studierenden zahlreiche Seminare zur finanziellen Bildung und Verbraucherbildung, z.B.
- Haushalte im Wirtschaftsgeschehen – Jugend testet (Marco Vietinghoff)
- Konsumentenverhalten und Verbraucherbildung (Anika Schilling)
- Ökonomisches Denken I und II (Simon Jersak)
- Rationales Entscheiden I und II (Simon Jersak)
- Armut und Reichtum (Floria Grosch)
- Geld- und Währungspoltik (Jürgen Pfannmöller)
Nachfolgend gibt uns unser Kooperationspartner und Lehrbeauftragter, Dipl.-Päd. Uwe Sander
einen exemplarischen Eindruck in sein gerade abgeschlossenes Seminar zum „Kosten- und Finanzmanagement“:
Im Seminar „Kosten- und Finanzmanagement“ untersuchten und verglichen wir verschiedene Möglichkeiten, mit denen ein flexibler, langfristiger Vermögensaufbau in Gang gesetzt werden kann.
Junge Menschen haben zwar oft nicht viel Geld zur Verfügung. Doch der Zinseszinseffekt ermöglicht einen deutlichen Zuwachs, selbst wenn man nur einen relativ kleinen Geldbetrag zum Beispiel monatlich über einen langen Zeitraum regelmäßig und sinnvoll anlegt.
Die aktuell verbreiteten Finanzprodukte erweisen sich dabei häufig als kostenintensiv. Die hohen jährlichen Kosten schmälern die langfristige Rendite teilweise enorm.
Eine Möglichkeit um Kosten einzusparen, besteht darin, sich ein individuell zugeschnittenes Portfolio zusammenzustellen, das die eigenen Vorlieben, die eigene Lebenssituation, die finanziellen Voraussetzungen und die persönliche Wertegrundlage berücksichtigt. Ansparpläne auf breit gestreute, globale, etablierte, günstige ETFs können dabei eine wichtige Rolle spielen. ETFs (Exchange Traded Funds) kann man sich dabei als einen Korb vieler verschiedener Aktien unterschiedlicher Unternehmen vorstellen, deren Gemeinsamkeit beispielsweise im wirtschaftlichen Erfolg der letzten Jahre liegen kann. In den letzten Jahrzehnten waren viele solcher ETFs trotz zwischenzeitlicher Krisen und Kursverluste langfristig immer sehr gute Renditebringer.
Um sich im Dschungel tausender verschiedener ETFs zurechtzufinden und nicht so leicht auf falsche Versprechungen hereinzufallen, bedarf es jedoch einiger grundlegender Kenntnisse. So haben wir verschiedene Kennzahlen untersucht – und auch viele Aktiengesellschaften, die in den jeweiligen ETFs stark vertreten sind, unter die Lupe genommen. Neben langfristigen Charts analysierten wir auch die wichtigen Kennzahlen und Fundamentaldaten.
Der Themenbereich Vermögensaufbau spielt in der Lehrkräfteausbildung noch keine herausragende Rolle. Im Schulunterricht ist er nur ein Nebenaspekt der Geldanlage. Aktien werden oft als riskant gebrandmarkt, ETFs und deren langfristen Renditeentwicklungen bleiben oft unerwähnt. Wir haben uns daher Gedanken darüber gemacht, wie sich dies im Unterricht bereits in der Grundschule ändern ließe.
Die Studierenden entwickelten dabei die Grundlagen für Kartenspiele wie z. B. ein Aktienquartett mit Aktien-Trumpf-Karten, bei dem jeweils vier AGs aus sechs unterschiedlichen Branchen hinsichtlich des Marktwertes, der Kurssteigerung der letzten zehn Jahre, der Dauer seit Firmengründung und der Dividende vergleichen lassen können und im Spiel jeweils „übertrumpft“ werden können. Wenn man dabei auf Unternehmen zurückgreift, die den Kindern bekannt sind, wie z. B. Apple, Samsung, Mercedes, McDonalds, Ferrari, Tesla, BMW, Coca Cola, Allianz, Nike, Adidas, Puma, ergeben sich zahlreiche weitere unterrichtliche Vertiefungsmöglichkeiten.
Im Unterricht der Sekundarschule ist zudem die Thematisierung von Renditedreiecken großer Aktien-Indizes hilfreich. Die langfristige Teilhabemöglichkeit an den steigenden Gewinnen erfolgreicher Unternehmen ist etwas, das jeder kennen und für sich nutzen kann und das eben nicht nur den „Reichen“ vorbehalten bleiben sollte.
Prof. Dr. Michael Weyland und Dipl.-Päd. Uwe Sander, 02.12.2023