in Kooperation mit der Theodor-Heuss-Realschule Kornwestheim
Das Geländepraktikum im Field Study Centre Slapton Ley in der Start Bay war so organisiert, dass jeweils eine Studierende der PH Ludwigsburg eine Gruppe von vier bis fünf Schüler*innen der Theodor-Heuss-Realschule Kornwestheim zugeteilt wurde. Während der gesamten Woche wurden die jeweiligen Projekte in diesen Kleingruppen durchgeführt und nachbereitet. Die Schüler*innen hatten so jederzeit eine Ansprechpartnerin und konnten bei der Durchführung der Projekte individuell und intensiv unterstützt und gefördert werden.
Täglich wurden die ‚student teachers‘ vor dem offiziellen Beginn des Tagesprogrammes im Seminarraum von der verantwortlichen englischen Lehrkraft des Field Study Centres mit ausführlichen fachlichen und methodischen Informationen auf die jeweiligen Projekte vorbereitet. Es wurden wichtige Fachbegriffe definiert, bedeutsame Prozesse erläutert und geographische Fachmethoden zur Durchführung der Projekte erklärt, sodass diese anschließend den Schülergruppen vermittelt werden konnten. Im Anschluss an diesen täglichen kurzen theoretischen „Unterricht“ folgten die verschiedenen Projekte, wie beispielsweise eine Touristenbefragung, Kartierungen oder Gewässer- und Küstenuntersuchungen.
Torquay liegt direkt an der Südküste Englands und ist eine der größten touristischen Städte rund um Slapton. Anhand verschiedener Methoden soll der Tourismus in Torquay genauer untersucht werden. Das Ziel ist, eine aktuelle Bestandsaufnahme herauszuarbeiten und zu interpretieren.
Hierfür führen alle Schüler*innengruppen in fünf verschiedenen Stadtzonen vier verschiedene Methoden zur Datenerhebung durch. Um ein möglichst vollständiges Abbild der Stadt zu kreieren, werden jeder Gruppe in jeder Zone zwei bestimmte Standorte zugeteilt, an welchen sie die Datenerhebung je einmal durchführen.
Übergeordnete Fragestellung:
Where does Torquay sit on the “Tourism Area Life Cyle (TALC)”?
Methoden der Datenerhebung und Datenerhebung vor Ort:
1. Bewertung der Umwelt in Torquay
Anhand einer subjektiven Bewertung der einzelnen Gruppen sollen die Attraktivität, Sauberkeit, landschaftliche Gestaltung, Infrastruktur und das Straßenmobiliar an den verschiedenen Standorten in Torquay bewertet werden. Die Gruppen beobachten an ihren Standorten die Umwelt Torquays und bewerten sie durch Punktevergabe mit Hilfe einer einheitlichen Bewertungsmatrix.
2. Kartierung der Landnutzung
Um einen Überblick der Landnutzung in Torquay zu bekommen, wird an jedem Standort bestimmt, welche Art der Landnutzung hier vorherrscht. Hierfür schauen sich die Gruppen ihre unmittelbare Umgebung an und definieren in welche Kategorie, wie beispielsweise Wohnraum, Essensmöglichkeiten, Läden, Bürogebäude, Möglichkeiten der Informationsbeschaffung, Unterhaltungseinrichtungen oder Unterkunftsmöglichkeiten, diese passt.
3. Bewertung des Verfalls der Stadt
Um die Bewertung des Verfalls der Stadt vorzunehmen, werden die Gruppen erneut zu einer subjektiven Einschätzung aufgefordert. Anhand einer weiteren Bewertungsmatrix sollen sie in unterschiedlichen Kategorien den baulichen, äußeren Zustand der Gebäude durch ihre Beobachtung und Punktevergabe ermitteln.
4. Fußgänger*innenzählung an unterschiedlichen Standorten
Bei der Fußgänger*innenzählung werden alle Passant*innen gezählt, die zur jeweiligen Zeit in den Stadtzonen unterwegs sind. Ziel der Zählung ist es herauszufinden, wie viele Menschen sich in Torquay in unterschiedlichen Stadtteilen zu bestimmten Zeitpunkten aufhalten. Die Gruppen führen an jedem Standort drei Fußgänger*innenzählungen zu drei unterschiedlichen Zeitpunkten durch und protokollieren die Durchschnittszahl.
Datenaufbereitung
Die gesammelten Daten und Ergebnisse werden von den Gruppen in die App survey123 eingetragen und von dieser automatisch in einem digitalen Stadtplan Torquays zur jeweiligen thematischen Schwerpunktsetzung kartiert.
Dateninterpretation
Mit Hilfe der verschiedenen digitalen Karten werden die übergeordneten Ergebnisse von den Schüler*innen wie folgt herausgearbeitet und interpretiert:
Die übergeordnete Fragestellung wird anhand dieser Ergebnisse wie folgt beantwortet: Torquay wird im „Tourism Area Life Cycle“ bei „Decline = Rückgang“ verortet. Das bedeutet, dass immer weniger Touristen in die Stadt kommen, da diese immer weniger attraktiv und zunehmend heruntergekommen wirkt, wodurch der Tourismus schrumpft.
Fragestellung
In der Landschaft von Slapton haben die Schüler*innen die Landnutzung und Natur beobachtet und analysiert. Dies haben sie anhand von folgenden Fragestellungen erledigt:
Methoden der Datenerhebung
Zu Beginn haben die Schüler*innen eine Karte von Slapton und der Umgebung erhalten. Die Aufgabe im „Klassenzimmer“ bestand darin, eine eigene Legende für die Karte zu erstellen und die verschiedenen Landnutzungen in der Karte zu markieren. Das Ziel dieser Aufgabe ist die Kartierungskompetenz der Schüler*innen zu trainieren. Daraufhin folgte eine Analyse der Karte, es wurden Muster erkannt und Vermutungen über die aufgestellte Frage angestellt.
Die Aufgaben, die die Schüler*innen bereits im Klassenzimmer begonnen hatten, sollten sie dann in der Natur überprüfen und feststellen, ob die Ergebnisse mit ihren anfänglichen Vermutungen übereinstimmen.
Datenerhebung
Von dem Standpunkt in der AONB (Area of Outstanding Natural Beauty) hatte man einen guten Überblick über Slapton und die umgebende Landschaft. Die Schüler*innen hatten die Aufgabe, den Standort zu beschreiben, eine eigene Kartenskizze von ihrem Standpunkt aus zu zeichnen und die Landnutzung zu unterteilen in arable land (Ackerland) und residential land (Wohngebiete).
Danach folgte eine „nature investigation“ (Untersuchung der Natur) im Slapton Ley Natur-Reservat. In Kleingruppen wurde jeweils ein besonderer Standort untersucht. Thematisch standen Landschaftsphänomene, Tiere und Pflanzen im Mittelpunkt.
Datenaufbereitung und Dateninterpretation
Die Ergebnisse des „Land use mappings“ wurden bereits am ersten Standpunkt besprochen. Die Schüler*innen haben ihre selbstgezeichneten Karten untereinander und mit der Musterlösung verglichen und verbessert. Das Ergebnis der ersten Frage war, dass die Hauptlandnutzung der Umgebung Ackerland und Weideland ist.
Nach der „nature investigation“ wurden die Ergebnisse am Endpunkt der Route zusammengetragen. Die einzelnen Gruppen haben ihre erhobenen Daten vorgestellt und diese wurden im Anschluss gemeinsam besprochen.
Die Antwort auf die zweite Fragestellung war, dass die Natur im Naturreservat hauptsächlich unberührt ist, abgesehen vom Pfad und von einzelnen Aussichtsplattformen. Außerdem ist die Vielfalt von Pflanzen und Tieren in dem Naturschutzgebiet groß, da es fast unberührt von Menschen ist.
Fragestellungen
Der River Lemon ist ein 15,9 km langer Fluss in Devon. Er entspringt im Dartmoor und mündet dann nahe des Ortes Newton Abbot in den River Teign.
Orientiert am Bradshaw-Modell, war das Ziel der Flussuntersuchung zu beantworten, inwiefern sich flussabwärts …
Insgesamt sollte so festgestellt werden, ob die aus dem Modell abgeleiteten Hypothesen auf den River Lemon zutreffen.
Methoden der Datenerhebung
Dazu wurden jeweils am Ober-, Mittel- und Unterlauf des Flusses anhand verschiedener geographischer Methoden Daten erhoben. Diese sollten eine vergleichende Betrachtung im Anschluss ermöglichen.
Zunächst wurde der Fluss ausgemessen. Nachdem zur Messung der Gewässerbreite ein Maßband von einer Uferseite zur anderen gespannt wurde, konnte auch die durchschnittliche Gewässertiefe ermittelt werden, indem mithilfe eines Maßstabs die Tiefe in 5 gleichmäßigen Intervallen senkrecht entlang des Maßbands gemessen wurde. Aus beiden Ergebnissen wurde dann die Querschnittsfläche des Flusses berechnet.
Zur anschließenden Ermittlung der Fließgeschwindigkeit dienten das Maßband, sowie eine Stoppuhr und ein Apfel als Hilfsmittel. Es wurde jeweils an beiden Seiten sowie der Mitte des Flusses die Zeit gemessen, die der Apfel als Schwimmkörper brauchte, um eine festgelegte Anzahl an Metern zurückzulegen. Daraus konnte die Fließgeschwindigkeit in m/s umgerechnet und der Durchschnittswert ermittelt werden.
Aus der Querschnittsfläche und der durchschnittlichen Fließgeschwindigkeit ergab sich letztlich die Wasserabflussmenge des Flusses.
Anschließend sollten die Steine im Fluss genauer betrachtet werden. Dazu wurden 10 Steine stichprobenartig gesammelt und zunächst mithilfe eines Messschiebers ausgemessen. Daraufhin wurde der Power´s Roundness Index genutzt, um ihre Form zu beschreiben und vergleichen zu können.
Am Mittellauf fertigten die Schüler*innen zusätzlich eine Skizze an, in der beispielsweise die dort entstandenen Mäander erkennbar waren.
Datenaufbereitung
Die von den Kleingruppen ermittelten Daten wurden erst schriftlich festgehalten und dann in eine gemeinsame digitale Datensammlung eingefügt. Zurück im Field Study Center konnten so die gemeinsamen Ergebnisse in der Gesamtgruppe aufgearbeitet und ausgewertet werden. Dabei erlaubte die digitale Form der Daten, diese auch in verschiedenen Diagrammen zu visualisieren und dadurch beispielsweise die Veränderung der Fließgeschwindigkeit vom Ober- zum Unterlauf hin deutlich zu erkennen.
Dateninterpretation
Anhand dieser Diagramme konnten die zu Beginn aufgestellten Forschungsfragen beantwortet, beziehungsweise die Hypothesen überprüft werden. An dieser Stelle wurden jedoch auch die Limitierungen der Datenerhebung deutlich. Aufgrund des vielen Regens war der River Lemon angeschwollen und aufgrund der hohen Fließgeschwindigkeit und Wassertiefe konnten manche Messungen nicht durchgeführt werden und daher fehlten Daten.
Dennoch konnte festgestellt werden, dass...
Darüber hinaus diskutierten die Schüler*innen und Schüler im Rahmen der Dateninterpretation, aus welchen Gründen es wichtig ist, Gewässeruntersuchungen durchzuführen. Dabei fanden sie sowohl soziale als auch ökologische und ökonomische Gründe.
Fragestellung
An dem Küstenabschnitt durften die Schüler*innen ausgehend von zwei Hypothesen, Formungsprozesse an der Küste und unterschiedliche Küstenschutzmaßnahmen kennenlernen und bewerten.
Hypothese 1: Die Größe des Slapton Sand Strandes wird in Richtung Norden zunehmen/ abnehmen, weil …
Hypothese 2: Die Küstenschutzmaßnahmen sind an den verschiedenen Standorten unterschiedlich aufwändig, weil …
Methoden der Datenerhebung
Um Daten zu erheben, erhielten die Schüler*innen einen Reader, der eine Karte des Standorts "Slapton Bay" zur Orientierung entlang der Küste enthielt. Diese Karte wurde durch eine eigene Legende ergänzt, um die Kartierungskompetenz der Schüler*innen zu vertiefen. An der Küste gab es vier Standorte, an denen vier verschiedene Küstenschutzmaßnahmen untersucht wurden. Mithilfe einer bipolaren Bewertung, bei der die Schüler*innen sechs positive und negative Evaluationsfaktoren auswählen durften, konnten sie ein klareres Bild von den Maßnahmen bekommen. Die gesammelten Daten wurden dann mithilfe einer Analysespinne ausgewertet. Außerdem wurden die Schüler*innen mit einem Winkelmesser und einem Klinometer ausgestattet, um die Hangneigung von Steil- und Flachküsten zu messen.
Datenerhebung
Während der Wanderung bewerteten die Schüler*innen die Küstenschutzmaßnahmen an den vier Standorten anhand ihrer eigenen Kriterien. Die Küstenschutzmaßnahme, die für die Schüler*innen am sinnvollsten erschien, war die in Torcross. Die integrierte Steinsmauer verläuft kurvig, wodurch Wellen ohne großen Erosionsschaden ins Meer zurückfließen können. Eine weitere der vier Maßnahmen sind „Tecco Cells“, bei denen ein Maschendraht-Netz über Gesteinsbrocken gespannt ist, sodass der ansteigende Strand vor Abtragung geschützt wird.
Datenaufbereitung und -Interpretation
Nach ihrer Rückkehr zum Field Study Center wurden die Ergebnisse zusammengefasst und die Hypothesen erneut überprüft. Die Schüler*innen bestätigten Hypothese 1, nach der die Hauptwindrichtung und die daraus resultierenden Wellen für die Verbreiterung des Slapton Sand Strandes Richtung Norden verantwortlich sind. Außerdem bewerteten sie den Standort Torcross als den Ort mit der aufwändigsten und effektivsten Küstenschutzmaßnahme. Die Küstenschutzmaßnahmen sind hier deshalb so aufwändig, weil hier die meisten Häuser aller vier Standorte stehen.