Digitale Angebote und Medien wie Social Media oder Apps spielen in allen Bereichen der Gesellschaft eine immer größere Rolle. Auch der Kulturtourismus in Deutschland sieht sich von dieser Entwicklung zunehmend herausgefordert. Bislang finden sich im deutschsprachigen Raum noch kaum Studien dazu, welche Potenziale solche Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) für den Kulturtourismus haben. Zur Schließung dieser Forschungslücke wurde in dieser Untersuchung zunächst fallbezogen der Frage nachgegangen, inwiefern die befragten Besucherinnen und Besucher die vom UNESCO-Welterbe Zollverein angebotenen IKT in den verschiedenen Reise- bzw. Aufenthaltsphasen in Anspruch nehmen. Hieran anschließend sollte fallübergreifend herausgefunden werden, welche IKT von Kultureinrichtungen von den Befragten grundsätzlich genutzt werden und aus welchen Gründen.
Mit der Beantwortung dieser beiden Fragen war das Forschungsziel verbunden, erstmalig für den deutschsprachigen Raum Informationen zur Nutzung bzw. Nicht-Nutzung von IKT aus Sicht der Nachfragenden zu erheben, um auf diese Weise Handlungsempfehlungen für die Praxis ableiten sowie Ansatzpunkte für die weitere Forschung identifizieren zu können. Die Besucherbefragung wurde in der Zeit vom 2. Oktober bis 1. Dezember 2017 durchgeführt und basiert auf einem Sample von 409 Befragten, dessen Strukturdaten mit denen aus einer Besucherbefragung von 2015 (n=1.017) vergleichbar sind. Die Studie ist Teil eines mehrjährigen Forschungsprojekts zu der Bedeutung, den Potenzialen und der Nutzung von IKT im Kulturtourismus (Leitung: Prof. Dr. Andrea Hausmann).
Zu den wichtigsten Ergebnissen lässt sich für das Fallbeispiel Zollverein zusammenfassend und über alle Besuchergruppen hinweg sagen, dass die angebotenen IKT zwar in allen drei Reisephasen genutzt werden, die meisten allerdings derzeit nur von einem (sehr) kleinen Teil der Befragten: Während immerhin fast jeder zweite Befragte die Website bzw. die Multimediastationen von Zollverein vor bzw. während des Besuchs in Anspruch genommen hat, wurden die anderen IKT in diesen Besuchsphasen kaum genutzt, waren zum Teil auch kaum bekannt. Rund ein Viertel der Probandinnen und Probanden plante, die IKT nach ihrem Besuch zu nutzen; auch hier stand die Website wieder an erster Stelle.
In Bezug auf die Nutzung der IKT von Kultureinrichtungen im Allgemeinen legen die Ergebnisse nahe, dass alle Kategorien von IKT tatsächlich in Anspruch genommen werden - einige allerdings mehr und andere dagegen (deutlich) weniger. So zeigen die Ergebnisse, dass die Besucherinnen und Besucher von Kultureinrichtungen derzeit v. a. die „IKT zur Informationsbeschaffung“ nutzen und auch hier wieder insbesondere die Websites. Bei den „IKT zur Interaktion mit Kultureinrichtungen oder Dritten“ spielt v.a. YouTube eine relevante Rolle, mit Abstand gefolgt von TripAdvisor und Facebook. Die „IKT zur ortsunabhängigen, virtuellen Beschäftigung mit den Objekten“ werden derzeit offenbar nur nachgeordnet genutzt, ähnliches gilt für die „IKT zur ortsbezogenen, individuellen Erlebnisanreicherung“. Beide Kategorien enthalten dabei auch häufiger IKT, die den Befragten gar nicht bekannt waren (v. a. Augmented Reality).
Wenn IKT von den Besucherinnen und Besuchern genutzt werden, dann also derzeit in erster Linie dazu, um Informationen zu erhalten und den Besuch besser planen zu können. Neben dieser eher faktenorientierten Nutzung setzen die Besucher IKT dazu ein, um das Kulturangebot besser zu verstehen. Beide Ergebnisse werden durch Untersuchungen aus anderen Ländern bestätigt: Die Wenigsten nutzen IKT derzeit, um den Besuch mit anderen zu teilen oder ihn spielerisch zu erleben.