Homeoffice, virtuelle Teams und Führung auf Distanz – durch die Corona-Krise und die damit verbundenen Schließungen sind Museen gezwungen, sich in kürzester Zeit mit den Potenzialen und Herausforderungen digitaler Technologien und virtuellem Arbeiten auseinanderzusetzen.
Um diese gegenwärtigen, aber auch zukünftige Anforderungen des digitalen Wandels erfolgreich zu gestalten, sieht die allgemeine Managementforschung unter dem Schlagwort Digital Leadership Führungskräfte als den zentralen Faktor in einer Organisation. Diverse Studien belegen bereits, wie stark Führungskräfte und ihr Verhalten die digitale Transformation ihrer Betriebe beeinflussen. Sie treiben die Digitalisierung unter anderem dadurch voran, indem sie den Wandel aktiv einleiten und gestalten, die digitalen Fähigkeiten ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entwickeln sowie digitale Tools und Geschäftsmodelle effektiv und effizient nutzen.
Da bisher zum Begriff „Digital Leadership“ weder für den Kulturbetrieb allgemein noch für den Museumsbetrieb im Speziellen Studien vorliegen, ist es Ziel der Studie, ein Fundament für die Forschung im Kultur- und insbesondere Museumsmanagement zu legen, erste empirisch gesicherte Informationen zum Status quo der digitalen Führung im Museum zu erheben und Handlungsempfehlungen für die Praxis zu geben.
Dazu wurde eine explorative Studie mit einem Mixed Methods Ansatz durchgeführt. Im ersten qualitativen Teil der Studie wurden fünf Expertinnen und Experten mit den Schwerpunkten Museum und Digitalisierung sowie Digital Leadership ausgewählt und telefonisch befragt. Die in einer Inhaltsanalyse induktiv abgeleiteten Codes dienten als Grundlage für die schriftliche Online-Befragung, die im Frühsommer 2020 durchgeführt wurde. Der Link zur Befragung wurde vom Institut für Kulturmanagement Ludwigsburg, den Interviewpartnerinnen und -partnern und den Kooperationspartnern Kultur Management Network und Deutscher Museumsbund verbreitet. Insgesamt nahmen 95 Führungskräfte an der Studie teil. 52 von ihnen haben den Fragebogen vollständig ausgefüllt und beendet. Davon ordnen sich rund zwei Drittel der ersten Leitungsebene zu (wissenschaftliche oder künstlerische Direktion, kaufmännische Direktion, Museumsleiterung). Ihr Durchschnittsalter liegt gerundet bei 48 Jahren. Sie arbeiten hauptsächlich in mittelgroßen (50 bis 250 Beschäftigte) und in kleinen Museen (unter 50 Beschäftigte).
Im Ergebnis zeigt sich, dass der Großteil der befragten Führungskräfte die gravierenden Auswirkungen der Digitalisierung erkennt und darauf reagiert. Dennoch wurde auch deutlich, dass dabei der Fokus immer noch stark auf der Digitalisierung der nach außen sichtbaren Museumsangebote liegt. Die nach innen gerichtete Transformation steht bei den untersuchten Museen noch eher am Anfang. So werden beispielsweise in vielen Museen die digitalen Skills der Mitarbeitenden (bislang) nicht gefördert und es fehlt an Tools und Strukturen für die Arbeit in der digitalen Transformation.