Marisa Caccavale - Lehrbeauftragte der PH Ludwigsburg
Während die Kinder- und Jugendzeichnungsforschung ein fundiertes und vertrautes Terrain ist, so bewegt sich das Promotionsvorhaben von Marisa Caccavale auf einem bisher kaum empirisch betretenen Grund – dem des plastischen Gestaltens und insbesondere unter dem Gesichtspunkt der Bewegungswahrnehmung, -vorstellung und -gestaltung. Basierend auf anthropologischen, kognitionspsychologischen und kunsthistorischen Grundlagen und den Ergebnissen einer Einzelfallstudie, umfasst die Konzeption des didaktischen Forschungssetting einen Lehrgang zur Modifikation und Stabilisierung spezifischer Schemata der körperhaften Bewegungsvorstellung. Die Erprobung des Lehrgangs an einer Realschule in einer achten Klasse dient der Erfassung entwicklungsspezifischer Bewegungsvorstellungs- und -gestaltungsfähigkeit, welche das empirische Fundament einer curricularen Lehre der körperhaften Bewegungsvorstellung im plastischen Gestalten werden soll.
Betreut von Prof. Dr. Monika Miller und Prof. Dr. Hubert Sowa
Lis Kunst - Stipendiatin der Konrad Adenauer Stiftung
Das Bedürfnis nach Kommunikation und zeichnerischem Ausdruck ist dem Menschen immanent. Zeichenkompetenz kann sich aber nur durch kulturelle Vermittlung bilden. Die Problemgeschichte des Zeichenunterrichts verdeutlicht, dass das aktuelle Fehlen einer Zeichendidaktik der romantisierten Auffassung des Kindes als Künstler und einer subjektzentrierten künstlerischen Kunstpädagogik geschuldet ist. Die Begriffe Lehren, Lernen und Bilden sind bisher keine festen Bestandteile des kunstpädagogischen Diskurses. Daher fragt Lis Kunst danach, welche Komponenten für das Bilden von Darstellungsformeln im Zeichenunterricht der Grundschule bedeutsam sind. Um die Kontur einer Zeichendidaktik ziehen zu können, werden in einem ersten Teil grundlegende Überlegungen zum Lehren, Lernen und Bilden, zu kindlichen Zeichenprozessen und zu zeichendidaktischen Anknüpfungspunkten in der Kunstpädagogik angestellt. In einem zweiten Teil werden Zeichnungen aus einem Zeichenunterricht einer Grundschulklasse untersucht, die über den Zeitraum von mehreren Monaten entstanden sind. Die Interpretation des Materials verdeutlicht Lern- und Bildungswege in Bezug auf die Unterrichtssituation und verweist somit auf wesentliche Komponenten, die für die Herausbildung kindlicher Darstellungsformeln bedeutsam sind. Die gewonnenen Erkenntnisse bilden die Kontur einer Zeichendidaktik.
Betreut von Prof. Dr. Hubert Sowa und Prof. Dr. Bettina Uhlig (Universität Hildesheim)
Kathrin Pötter - Stipendiatin der Landesgraduiertenförderung
Während die Kinderzeichnung auf eine fundierte und traditionelle Forschung zurückblicken kann, ist die Kindermalerei ein empirisch nur unzulänglich erforschtes Phänomen. Dasselbe betrifft auch die Didaktik der Malerei, namentlich im Grundschulalter. Eine präzise Klärung der wichtigsten didaktischen Grundentscheidungen bzgl. des Farbwahrnehmens, -vorstellens und -darstellens blieb bisher aus und es mangelt an verlässlichen empirischen Studien, die die Bereiche des Farbwahrnehmens, Farbverstehens und des Farbgebrauchs bei Kindern im Grundschulalter in den Blick nehmen. Ziel des Dissertationsprojektes ist es, einen Beitrag zur Schließung dieser Forschungslücke zu leisten. Dazu wird ein mimetisch-ausgerichtetes Unterrichtssetting konzeptionell entwickelt, im Unterricht angewandt, empirisch überprüft und in seinen Wirkungen evaluiert. Das didaktische Konzept, das ich hier entwickle, betont den relational-mimetischen Charakter des Lernens und im Zentrum seiner Evaluierung steht die Frage, ob und wie es bei den Lernenden zu einer nachweisbaren Modifizierung und Stabilisierung von farbigen und malerischen Darstellungsformeln beiträgt.
Betreut durch Prof. Dr. Monika Miller und Prof. Dr. Hubert Sowa
Anna-Lena Schweinsberg - Lehrbeauftragte an der PH Ludwigsburg
Bislang fehlt eine genuin kunstpädagogische Konzeption für den Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung. Die Folge ist meist eine Unterrichtspraxis, die den Bildungspotenzialen der Schüler*innen mit Körperbehinderung nicht gerecht wird.
Im Zuge der Inklusionsdebatten stellt sich die Frage, welches theoretische Denkmodell sich für das Verstehen und Fördern individueller kunstpädagogischer Bildungsprozesse eignet. Einen Ausweg aus dem Dilemma, Schüler*innen mit unterschiedlichsten Fähigkeiten und Aneignungsweisen individuelle Lernerfahrungen zu ermöglichen, ohne zu separieren, bietet ein relationales Lernverständnis, das den Menschen eingebunden in seine soziale Gemeinschaft weiß. Ein solch konzipierter Kunstunterricht fördert das Miteinander- und Voneinander-Lernen.
Das Promotionsvorhaben von Frau Anna-Lena Schweinsberg ist zudem ein Plädoyer für Fachlichkeit. Eine Zusammenführung der Kunstpädagogik mit der Sonderpädagogik wird durch die Bezugnahme auf die Embodiment-These ermöglicht. Demnach stellt die Leiblichkeit des Menschen eine anthropologische Konstante dar, auf die Lehr-/Lernsituationen abgestimmt werden müssen.
Das auf diesen theoretischen Annahmen basierende kunstpädagogische Konzept wurde innerhalb eines Schuljahres an einem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung erprobt. Das Thema der durchgeführten Unterrichtseinheit war das Ganzkörperselbstporträt und sein didaktisches Potenzial zur Auseinandersetzung mit Identität und Selbstbild. Es zeigt sich: Ein Kunstunterricht, der sich intensiv den leiblichen Selbstbildern der Schüler*innen widmet, kann zu einer gestalthaften Bildung des Ichs beitragen.
Betreut durch Prof. Dr. Hubert Sowa und Prof. Dr. Friedhold Fediuk
Stefanie Rapp - Doktorandin an der PH Luwigsburg
Die geplante Dissertation leistet einen Beitrag zur Theorie der politischen Vorstellungsbildung an der Schnittstelle der wissenschaftlichen Disziplinen der Kunstpädagogik und der Politikdidaktik in einem allgemeinen bildungstheoretischen und pädagogisch-didaktischen Zusammenhang. Dabei werden verschiedene Modelle und Theorien der beiden fachdidaktischen Bereiche der Kunst und der Politik zur Erschließung der Vorstellungsbildung im Bereich des Politischen untersucht und Gemeinsamkeiten und Diskrepanzen eruiert. Im Kern steht dabei die Rezeption politischer Bilder im Sinne der vom Bild vorgegebenen Methoden einer reflexiven Erschließung des Bildinhalts mit Einbeziehung der individuellen Haltung des Rezipienten. Die Ergebnisse der hermeneutischen Literaturrecherche werden in einer empirischen Interventionsstudie auf ihre unterrichtliche Tragfähigkeit hin untersucht, wobei die Schülervorstellungen zu einem thematischen Teilkomplex politischer Bewusstseinsbildung zeichnerisch und im Rahmen einer Gesprächsanalyse in einem Vortest-Nachtest-Setting erhoben und hermeneutisch ausgewertet werden.
Betreut durch Prof. Dr. Hubert Sowa
Olga Bonath – Doktorandin der PH Ludwigsburg
Während die allgemeine Begabungsförderung im letzten Jahrzehnt eine Hochkonjunktur erlebt, steht die Begabungsförderung in bildkünstlerischen Bereichen weiter hinten an. Das liegt auch an der schwierigen Frage, was begabt genau bedeutet. Jugendliche mit bildnerischen Begabungen bzw. Jugendliche, denen Begabung zugeschrieben wird oder die motiviert sind, sich künstlerisch zu betätigen, benötigen Angebote, um ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten zu vertiefen. Sie müssen weitere Impulse erfahren und benötigen geeignete und herausfordernde Lernsituationen unter professioneller Anleitung. Das Dissertationsprojekt, basierend auf einem dynamischen Begabungsmodell, widmet sich den Fragen, wie gezielte kunstpädagogische Förderung stattfinden kann, wie sich der intensive Wunsch des Können wollens bei Schüler*innen äußert und wie dem Gestaltungswillen von bildnerisch begabten Schüler*innen hinsichtlich ihrer Begabungsentwicklung Raum gegeben werden kann.
Förderung und Entwicklung bildnerischer Begabung im Bereich der Skulptur – Eine empirische Studie zur Konkretisierung skulpturalen Arbeitens bei bildnerisch begabten Jugendlichen
Das menschliche Streben nach skulpturalem Gestalten ist anthropologisch tief verwurzelt. Die ersten uns bekannten Kunstobjekte wurden vor ca. 40 000 Jahren geschaffen und waren skulpturaler Natur. Sie gingen mit einem besonderen Verkörperungsprozess zwischen Mensch, Natur und Kultur einher und schufen eine relationale Verbindung. Auch heute birgt das Skulptieren zahlreiche Bildungsfaktoren für Lernende und spricht ihr Streben nach körperhaft-räumlicher, enaktiver Betätigung an. Wirft man einen Blick auf unterrichtliche Lehr-Lernsituationen, so wird allerdings schnell deutlich, dass nicht nur fehlende Werkräume das Bild des Skulptierens prägen, sondern auch mangelnde Unterrichtskonzeptionen und ein nicht vereinheitlichter Verfahrensbegriff. Letzter geht mit einem romantisierten Bild des Kinds als Künstler*in einher, wirft den Blick auf prozessästhetische Kompetenzen und vernachlässigt dabei die primären Unterscheidungsmerkmale, die das genuine und traditionelle Skulptieren überhaupt definieren. Dem liegt oftmals ein Verständnis von bildnerischer Begabung als anlagebedingtes, stabiles Personenmerkmal zugrunde, das didaktische Implikationen obsolet macht. Das Dissertationsprojekt von Alexa Smolka möchte mit solchen Mythen abschließen, indem es die bildnerische Begabung als dynamisches Modell und aus der Perspektive des relationalen Umfelds begreift, das Einfluss auf eine Begabungsentfaltung nimmt. Dementsprechend werden dezidierte Unterrichtsmodelle relevant, die die skulpturale Bildpraxis konkret von anderen körperhaft-räumlichen Techniken abgrenzen und auf verschiedenen Dimensionen begründen. Die Begabungsforschung wird damit um die Verfahrenstechnik des Skulptierens erweitert. Ziel ist, ein solches kunstdidaktisches Modell zu erarbeiten, das die Komplexität des Skulptierens aufgreift, didaktisch operationalisiert und an die individuellen und spezifischen Lernstände von besonders interessierten Lernenden anpasst. Dabei werden Problemfelder gleichermaßen wie Arbeitsstrategien herausdestilliert und kunstpädagogische Förderung abgeleitet – mithilfe welcher wiederum eine gewisse Entwicklung von individuellen Könnens- und Begeisterungsansätzen beobachtet werden kann.