Grundlagenseminar M9B3 mit Gabriele Neubrandt im WiSe 22/23:
Hinter dem Prinzip Lernwerkstatt steckt die Idee, einen selbsttätigen, handelnden Umgang mit Welt zu ermöglichen. Damit wird das Erfahrungslernen – also das entdeckende „Lernen aus erster Hand“ – in den Mittelpunkt gerückt und bietet so eine Alternative zur Idee einer instruktionsorientierten Vermittlung. Die Idee Lernwerkstatt findet sich in Konzepten, wie z.B. der Reggio-Pädagogik oder im pädagogischen Ansatz von Célestin Freinet. Eingang gefunden hat sie z.T. auch in Einrichtungen für Kinder (Kindertageseinrichtungen, Hort, Schule) – z.B. in Form eines Ateliers, einer Schreib-/Druckwerkstatt, einer Holzwerk- oder Auseinandernehm-Werkstatt usw. – aber auch an der PH spiegelt sich die Idee z.B. im Angebot der Werkstatt Sachlernen wider.
Im Seminar haben die Studierenden die Möglichkeit allein oder in einer Gruppe innerhalb eines Lernprojekts eine eigene handelnde Auseinandersetzung mit einem selbstgewählten Thema durchzuführen. Ganz unterschiedliche Projekte kommen dabei zustande: Papier schöpfen/ Farben aus Pflanzenfarben herstellen/ Herstellung von Gemüsechips/ Wie lässt sich Holz verändern/ Die Funktionsweise eines Weckers ergründen.
Ziel ist es, sich aktiv in eine selbstbestimmte Lernsituation zu begeben und diesen Prozess zu reflektieren. Voraussetzung ist dabei das Interesse, sich selbst auszuprobieren und eigene Ideen zu entwickeln. Dabei zeigt sich, dass es nicht ganz leicht ist, sich auf einen solch ergebnisoffenen Lernprozess einzulassen: Bereits am Anfang, bei der Wahl der Aufgabenstellung kann man fragen; Wähle ich diese so, dass ich relativ sicher sein kann, dass ein Ergebnis zustande kommt, oder treffe ich eine Wahl, die durchaus auch ein Scheitern nicht ausschließt? Welches Risiko möchte ich eingehen? Wie stehe ich zu meinen Fehlern? Gelingt es mir, mich danach wieder zu motivieren und erneut einen Anlauf zu machen? Wer oder was hilft mir dabei? Was treibt mich, trotz einem Scheitern wieder an?
All dies fasst Ann-Cathrin Zerlik im folgenden Text zu ihrem Lernprojekt „Wecker“, das hier in Form der angefertigten Zeichnungen ausgestellt ist, wunderbar zusammen:
Die unendliche Tiefe des Verstehens.
Eine zeichnerische Selbsterfahrung in der Auseinandersetzung mit der Funktionsweise eines Wecker-Uhrwerks.
Anstrengung. Nicht-Verstehen. Selbstzweifel. Pause… Wieder anfangen. Aha-Moment. Erstaunen. Erleichterung. Bestärkung. Antrieb.
Von Ann-Cathrin Zerlik
Vertiefungsseminar M10/B1 mit Gabriele Neubrandt im WiSe 2022/23:
Im Seminar „Welterkunden und gestaltend Tätigsein“ zielt das Gestalten als Umgangsweise auf die Möglichkeit einer individuellen Auseinandersetzung mit Welt. Dazu muss ein inneres Bild, eine Idee oder Fragestellung aber erst aufgespürt und ins Bewusstsein gehoben werden. Erst dann kann diesem inneren Eindruck ein sinnlicher Ausdruck, eine äußere Form folgen und die so entstandene Mitteilung eine Kommunikation mit sich und anderen anstoßen.
Vor dem Hintergrund dieses Verständnisses haben die Studierenden die Möglichkeit, allein oder in Kleingruppen eine eigene Fragestellung zum Thema „Mensch und Tier“ zu finden und zu entwickeln und sich damit dann auf ästhetische Weise auseinanderzusetzen.
Folgende Fragen/ Ideen und gestaltende Umgangsweisen wurden im Seminar entwickelt:
Der zeit- und materialaufwändig hergestellte „Käfig“ von Anita Jakob, Amrei Schenk und Noemie Ströbele ist ausgestellt und für die Besucher:innen begeh- und erlebbar.
Anita Jakob, Amrei Schenk und Noemie Ströbele über ihr Gestaltungsprojekt:
„Für unsere Gruppenarbeit im Seminar "Welterkunden und gestaltend Tätigsein" haben wir uns überlegt, wie wir am besten die Verbindung Tier-Mensch darstellen können. Das Thema "Massentierhaltung", inspiriert durch das Buch von Christian Junklewitz "Wenn ich ein Küken wäre", hat uns interessiert.
Im Speziellen beschäftigte uns dabei die Käfighaltung von Hühnern. Wichtig war uns die Enge in einem solchen Käfig körperlich erfahrbar nachzubilden und damit eine Auseinandersetzung anzuregen, wie sich Hühner in Käfighaltung fühlen könnten. Für die Umsetzung versuchten wir eine maßstabsgetreue Nachbildung eines Hühnerkäfigs für die europäische Durchschnittsmenschengröße anzufertigen. Was fühlt Ihr?“