Aufgaben spielen eine wichtige Rolle im Unterricht. Sie dienen dazu, den Unterrichtsprozess zu strukturieren, Schüleraktivitäten anzuregen und für eine Kontrolle des Lernprozesses zu sorgen. Angesichts der breiten fachdidaktischen Diskussion um „Kompetenzorientierung“ und „Lernaufgaben“ überrascht es umso mehr, dass die Entwicklung, Bearbeitung und Erforschung von Aufgaben in der Wirtschaftsdidaktik bisher nicht ihrer Bedeutung gemäß behandelt wurde. Viele Lern- und Schulbuchaufgaben sowie zentral gestellte Leistungsaufgaben fragen nach wie vor überwiegend Sachwissen ab und die Förderung intelligenten Wissens scheint häufig zu wenig Berücksichtigung zu finden. Dem anspruchsvollen Ziel einer kompetenzorientierten Unterrichts- und Prüfungsgestaltung stehen in der ökonomischen Bildung demnach viel zu häufig Lern- und Leistungsaufgaben gegenüber, welche dem Anspruch an eine kompetenzorientierte Unterrichtsgestaltung nicht gerecht werden (vgl. Stommel/Weyland 2016a, 2016b).
Fehlender Lebensweltbezug, sprachliche Hürden und nicht gelungene Niveaudifferenzierungen bei Aufgaben machen die Distanz zwischen Theorie und Praxis tagtäglich deutlich. Im laufenden Promotionsvorhaben unseres externen Doktoranden Anselm Gross (Absolvent der PH Ludwigsburg und aktive Lehrkraft für Werkreal-, Haupt- und Realschulen) steht daher die Frage nach der „guten“ Lernaufgabe im Mittelpunkt. Im Rahmen des Promotionsvorhabens wurde dazu eingangs in einem systematischen Literaturüberblick der aktuelle Stand der Aufgabenforschung in der ökonomischen Bildung untersucht (vgl. Gross/Weyland 2021). Der Ansatz der fachdidaktischen Entwicklungsforschung (Design-Based-Research) wird im weiteren Verlauf besonders berücksichtigt, um Aufgaben-Theorie und schulische Praxis zu verknüpfen und so das vermeintliche „Theorie-Praxis-Problem“ zu überwinden. Der Anspruch der Arbeit besteht darin, kompetenzorientierte Aufgaben –angepasst an die Herausforderungen der Schulen im Bereich der Sekundarstufe I – zu beforschen, mitzugestalten und weiterzuentwickeln.