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Selbstorganisiertes Lernen

- Auftakt in den Masterstudiengang Bildungsmanagement -

Thema 4: Wie kann ich das Studium gut gestalten?

Definitionen

Selbst organisiert vs. fremd organisiert?

Vor- und Nachteile

Selbst organisiertes Lernen gestalten

Definitionen

An dieser Stelle wollen wir zunächst kurz auf die beiden Begriffe „selbst organisiertes Lernen“ und „selbst gesteuertes Lernen“ eingehen, zu denen sich in der Literatur eine große Bandbreite an Verständnissen finden lassen. Zurückführen lassen sie sich auf den englischen Begriff „self directed learning“, den Malcom Knowles als einer der ersten vor gut 50 Jahren eingeführt hat. Er versteht darunter einen Lernprozess, bei dem die lernenden Menschen ...

  • ihre eigenen Lernbedürfnisse diagnostizieren,
  • ihre Lernziele formulieren,
  • passende Lernstrategien auswählen,
  • selbst die Initiative ergreifen,
  • ihre Ressourcen organisieren,
  • den Lernprozess selbst evaluieren (vgl. Knowles 1975, S. 18).

Wir verwenden im Folgenden den Begriff „selbst organisiertes Lernen“ und beziehen uns dabei auf ein Lernen, das in weitgehender Selbstverantwortung der Lernenden erfolgt. Es geht also nicht nur um den Prozess des Organisierens im engeren Sinne (Wann lerne ich? Welche Hilfsmittel verwende ich?), sondern um eine umfassendere Selbstverantwortung hinsichtlich des eigenen Lernens, welche die Ziele und Inhalte miteinschließt. Die Selbstverantwortung bezieht sich auf ganz unterschiedliche Entscheidungsbereiche wie „Warum bzw. Wozu?“, „Was?“, „Wie?“, „Wo?“, „Wann bzw. Wie lange?“, „Womit?“, „Mit wem?“ (vgl. Müller 2003, S. 83ff.).

Selbst organisiert vs. fremd organisiert?

Gelegentlich wird selbst organisiertes Lernen dem fremd organisierten Lernen quasi antithetisch gegenüber gestellt; bisweilen mit dem Akzent versehen, selbst organisiertes Lernen sei das bessere. Dieser Auffassung folgen wir nicht. Beide Lernformen haben ihren Stellenwert im Bildungswesen insgesamt und in der jeweils individuellen Lernbiografie jedes Einzelnen. So werden in der – offenen oder betrieblichen – Erwachsenenbildung herkömmliche Vorträge, Seminare oder Workshops auch in Zukunft ihren Platz haben, und so wird in der Schule der Lehrer weiterhin selbstverständlich Lernprozesse steuern. Jedoch sollte in unserem Bildungssystem insgesamt den Lernenden ein höheres Maß an Selbstverantwortung eingeräumt und zugemutet werden. Dies entspricht der Vorstellung vom erwachsenen Menschen und mündigen Bürgers. Und wie sollen es Erwachsene können, wenn sie als Kinder nur wenig Gelegenheit hatten, Verantwortung für das eigene Lernen zu übernehmen? Selbst- und fremdorganisierte Lernformen können und müssen sinnvoll miteinander verzahnt werden, wie die folgende Abbildung am Beispiel des Englischlernens zeigt.

Auch moderne, internetgestützte Bildungsangebote in Form von Blended Learning, d.h. in der Integration von Präsenzlernen mit unterschiedlichen didaktischen Methoden, Lernorten und Medien, setzen diese Verzahnung um (vgl. Iberer 2010, S. 110).

Im Studiengang Bildungsmanagement ermöglichen wir Selbstorganisiertes Lernen an vielen Stellen. So machen wir z.B häufig ein breites Angebot an Hinweisen zu vertiefender Literatur, die es erlaubt, je nach Interessen individuell Themen zu vertiefen. Weiterhin geben wir bei fast allen Modulprüfungen Wahlmöglichkeiten, die es erlauben, eigene Schwerpunkte zu setzen. Und bei den meisten Prüfungen gibt es zudem die Möglichkeit, eigene Themen zur Bearbeitung vorzuschlagen.

Vor- und Nachteile des selbst organisierten Lernens

Durch die Vielzahl der digitalen Medien stehen uns heute nahezu unbegrenzte Möglichkeiten der Informationsbeschaffung und Vernetzung offen und es bieten sich enorme Zukunftschancen. Allerdings stellt dieser Zustand von hoher Eigenverantwortlichkeit auch besondere Anforderungen. Unbestrittene Vorteile stehen einigen wenigen Nachteilen gegenüber, die es jedoch im Blick zu behalten gilt:

Vorteile

  • unabhängig vom Standort
  • Lernzeiten frei wählbar
  • flexible Inhalte
  • situationsbezogen/praxisnah
  • eigenes Lerntempo und beliebig häufige Wiederholungen
  • möglich doppelte Lernmöglichkeiten: die eigentlichen Inhalte und weitere Schlüsselqualifikationen

Nachteile

  • Gefahr der Vereinsamung
  • Einschränkung der Freizeit
  • Lerner tragen Kosten
  • manchmal geringe Qualität der Unterlagen
  • nur „hausinterne“ Zertifikate ohne allgemeine Anerkennung
  • hohe Anforderungen an die „Selbst-Lern-Persönlichkeit“

Wir hoffen, dass Ihnen in diesem Studiengang nur wenige der genannten Nachteile begegnen. Durch das Blended-Learning-Format ...

  • erhalten Sie von uns hochwertige Impulse und passgenaue Unterlagen für Ihren individuellen Studienprozess,
  • erfahren Sie im persönlichen und virtuellen Aus-tausch mit Dozenten und Studierenden mehrperspektivische Sichtweisen und
  • erlangen einen anerkannten Masterabschluss, der ihre umfangreichen Arbeitsleistungen und er-worbenen Kompetenzen bestätigt.

Selbst organisiertes Lernen gestalten

Unterschiedliche Momente fremd- und selbstorganisiertes Lernens sind Ihnen vermutlich aus Ihrem Erststudium in guter Erinnerung: Sie haben dort Vorlesungen und Seminare besucht, Praktika absolviert und Prüfungen abgelegt. In diesem berufsbegleitenden Masterstudium werden Sie diese Lernformen wiederentdecken. Mehr als zuvor nehmen die Phasen des selbst organisierten Lernens eine wichtige Rolle ein. Diese gilt es so zu gestalten, dass Sie Ihre persönlichen Studienziele bestmöglich umsetzen können.

Phasen des Lernprozesses

Wenn Sie für sich die Rolle des „eigenen Lehrers“ übernehmen, sollten Sie Ihren Lernprozess in einzelne Phasen einteilen. Beispielsweise können Sie folgende Einteilung wählen:

  • Lernen vorbereiten: motivieren, Ziele setzen, Aufmerksamkeit erzeugen, Vorwissen aufgreifen, Lernumgebung organisieren, Informationsquellen bereit stellen
  • Lernen durchführen: Inhalte verstehen, strukturieren und behalten, in bestehendes Vorwissen integrieren, anwenden
  • Lernen kontrollieren: Lernprozess überwachen, bei Problemen Alternativen finden, zusammenfassen, realistisch bewerten

Die Lernumgebung

Damit Sie gerne, effektiv und effizient lernen können, sollten Sie folgende Lernmedien an Ihrem Lernplatz zur Verfügung haben:

  • Studienunterlagen
  • Nachschlagewerke und Fachbücher
  • Methodische Hilfen (z.B. das Lerntagebuch)
  • digitale Lehr- und Lernmedien (Computer bzw. Laptop, Internetzugang)

Darüber hinaus ist ein freundliches Ambiente sicher hilfreich, denn es macht einfach mehr Spaß an einem Platz zu lernen, an dem man sich gerne aufhält.

 

 

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Literatur

Iberer, Ulrich (2010): Bildungsmanagement von Blended Learning. Integrierte Lernkonzepte steuern und gestalten. Marburg: Tectum.

Knowles, Malcolm (1975): Self-directed-learning. A Guide for Learners and Tea-chers. New York.

Krug, Peter (2003): Der Stellenwert von selbst gesteuertem Lernen im Konzept des lebenslangen Lernens. In: Behrmann, Detlef; Schwarz, Bernd (Hrsg.): Selbstgesteuertes lebenslanges Lernen. Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag.

Müller, Ulrich: (2000): Weiterbildung – in Zukunft nur noch selbst organisiert? In: Erwachsenenbildung 1/2000, S. 27-31.

Müller, Ulrich (2003): Weiterbildung der Weiterbildner. Professionalisierung der beruflichen Weiterbildung durch pädagogische Qualifizierung der Mitarbeiter. Hamburg: Kovac.

Müller, Ulrich (2004): Führen lernen. Eine didaktisch-methodische Rahmenkonzeption für handlungs- und transferorientierte Management-Qualifizierung. In: Bender, Walter u.a. (Hrsg.): Lernen und Handeln – Eine Grundfrage der Erwachse-nenbildung. Schwalbach: Wochenschau, S. 387- 398.

Remdisch, Sabine; Ott, Christian (2016): Erfolgsfaktoren der Weiterbildung. Studiengestaltung für Learning Professionals. Bielefeld: W. Bertelsmann.

Vaill, Peter B. (1998): Lernen als Lebensform. Ein Manifest wider die Hüter der richtigen Antworten. Stuttgart: Klett Cotta.